Besonders heiß her ging es in den voll besetzten Katakomben, wo die Paul Hartmann AG unter der Headline „Wundversorgung anders gedacht – Wundversorgung anders gemacht” das Exsudat-Management vertiefte. Die im Vorjahr ihr 200-jähriges Bestehen feiernde Firma bietet Produkte von hydroaktiver Wundbehandlung über Unterdruckwundtherapie bis hin zur klassischen Wundversorgung an.
Die eingeladenen Experten und Expertinnen hatten dazu Beispiele aus der Praxis mitgebracht, die die alltäglichen Herausforderungen in der Wundbehandlung illustrierten. Christian Schäpe, vom Duisburger WundZentrum (WZ), griff beispielsweise den Fall eines Patienten auf, der von Pontius zu Pilates geschickt wurde, bevor er nach 38 Monaten im WundZentrum aufschlug. Neben Gesprächen mit dem Patienten über realistische Nah- und Fernziele der Behandlung sei vor allem eine umfangreiche Anamnese wichtig gewesen, da die Wunde offenbar – wie auch sonst oft – nicht die einzige akute Erkrankung gewesen sei. So habe man auch die chronische venöse Insuffizienz mit Kompressionsstrümpfen behandelt und nach umfangreichen diagnostischen Maßnahmen die Notwendigkeit einer Immunsuppression ausschließen können.
Beim Exsudatmanagement wurde im ersten Monat eine Wundauflage eingesetzt, die mit einem Saug-Spül-Mechanismus ein ausgewogenes, heilungsförderndes Wundklima erreicht. Nach drei Monaten habe man bereits einen deutlichen Fortschritt bei der Wundheilung verzeichnen können. Schäpe wusste in diesem Kontext offenbar so zu überzeugen, dass er gleich mehrere Nachfragen für einen ambulanten Einsatz bekam.
Über einen multidisziplinären und ganzheitlichen Behandlungsansatz
Mit viel Humor und deutlichen Worten nahm danach Astrid Probst, die jetzt zu 100 Prozent als Pflegeexpertin Wundmanagement am Reutlinger Klinikum eingesetzt ist, das Publikum für sich ein. Sie betonte ebenfalls den multidisziplinären und ganzheitlichen Behandlungsansatz, von Ökotrophologie bis Schmerztherapie. Viel Kopfnicken erntete ihre Klage darüber wie schwierig es sei, Physiotherapeuten zu finden die Lymphdrainagen wirklich beherrschen. Mit Hinweis auf eine dieses Jahr veröffentlichte Studie aus sechs Ländern, thematisierte Probst auch die Problematik chronischer Ödeme, die oft nicht erkannt würden und ohne deren Behandlung meist kein Fortschritt bei der Wundheilung zu erwarten sei.
Probst betonte zudem die Notwendigkeit von leistungsstarken Saugkompressen, die große Mengen Exsudat managen können, wobei trotzdem ein zweimal tägliches Wechseln angeraten sei. Mit den innovativen Schaumstoffverbänden von Hartmann würden die Wachstumsfaktoren positiv beeinflusst. In der Praxis setze sie auch oft kaltes Plasma und Strom zur Beschleunigung der Wundheilung ein. Bei einem Patienten mit nasser Wunde habe eine andere Klinik die Amputation des Beines empfohlen. Dies sei dem starken Raucher nach erfolgreicher Schmerztherapie in ihrer Einrichtung letztlich aber erspart geblieben, freute sich die Wundexpertin zu berichten.
Im Anschluss demonstrierte Probst unter neugierigen Blicken die vorbildliche Anwendung eines Kompressionsverbandes, der unbedingt die Zehen einbeziehen müsse, denn „die werden sonst schwanger“. Wichtig sei auch eine Unterpolsterung, um Unebenheiten auszugleichen.
Der praxisnahe Workshop mündete schließlich in viele Einzelgespräche, bei denen nicht nur die Produkte der Paul Hartmann AG im Mittelpunkt standen, sondern vor allem der fachliche Austausch über eine „andere Wundversorgung“, wie der Workshop-Titel versprochen hatte.