Übergriffe gehören mittlerweile zum Arbeitsalltag – so berichtet der SWR am Beispiel des Städtischen Krankenhauses Pirmasens. Es wird gespuckt, gekratzt und gebissen. Vor allem die Verrohung der Gesellschaft und hoher Alkoholkonsum sind nach Ansicht des Pflegepersonals Gründe für die Gewalt durch Patienten gegen Pflegende.
Keine genaue Statistik
Statistisch erfasst würden solche Vorfälle bislang nur sehr allgemein.
In der polizeilichen Kriminalstatistik des Landeskriminalamts Rheinland-Pfalz existiere lediglich die Rubrik „Fälle von Straftaten in Krankenhäusern“.
Eine genaue Zahl, wie viele gewalttätige Angriffe es von Patienten auf Pflegepersonal in Rheinland-Pfalz gibt, liege nicht vor.
Aggressionspotential ist gestiegen
Das Aggressionspotenzial innerhalb der Bevölkerung sei spürbar gestiegen, bestätigt auch die Pflegedirektorin der Westpfalzklinik in Kaiserlautern und Vizepräsidentin der Pflegekammer Rheinland-Pfalz, Andrea Bergsträßer.
Durch die schwierige Situation im Gesundheitssystem werde das nur noch weiter gefördert. Personen, die in der Notaufnahme lange warten müssten, würden noch aggressiver.
Pflegekammer: Mehr Aufmerksamkeit für Klinikpersonal
Gewalttätige Vorfälle gegenüber Klinikpersonal müsse mehr Aufmerksamkeit erhalten, so die Vizepräsidentin. Eine Befragung der Landespflegekammer in Notaufnahmen habe ergeben, dass sich nur jede zehnte Person, die dort arbeite, ausreichend auf Gewaltvorfälle vorbereitet fühle.
Meldesysteme und Schutzmaßnamen einrichten
Deshalb fordert die Landespflegekammer ein reguläres Meldesystem für solche Vorfälle. Außerdem müsse den Mitarbeitenden „ein größeres Sicherheitsgefühl vermitteln werden“.
Dazu solle folgendes eingerichtet werden:
- Wachdienste
- Überwachungskameras
- Notknöpfe
Diese Maßnahmen seien von der Landesregierung zu finanzieren.
Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium ist sich zwar der Problematik bewusst, sieht aber Krankenhäuser als Arbeitgeber in der Pflicht im Leitbild ihrer Einrichtung den Schutz der Beschäftigten vor Gewalt und Aggression zu verankern und unterschiedliche Maßnahmen zu ergreifen.
Gewalt gegen Pflegekräfte kein Tabuthema
Gleichwohl dürfe das Thema ‚Gewalt gegen Pflegekräfte‘ nicht in der Tabuzone landen, betonte Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) gegenüber dem SWR.
Bereits zu Jahresanfang hatte die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen mehr Präventionsmaßnahmen zum Schutz vor Gewalt in Krankenhäusern angemahnt.
Detaillierte Ergebnisse einer gemeinsamen Mitgliederbefragung beider Pflegekammern, in der es unter anderem auch um Gewalt gegenüber Pflegenden geht, sollen noch im ersten Quartal 2024 veröffentlicht werden.
Quellen: SWR, Pflegekammer Rheinland-Pfalz