Pflegekammer
Obwohl es keine genauen Zahlen gibt – die Gewalt nimmt zu gegen Pflege­kräfte Bild: un-perfekt / Pixabay

Übergriffe gehören mittler­weile zum Arbeits­all­tag – so berich­tet der SWR am Beispiel des Städti­schen Kranken­hau­ses Pirma­sens. Es wird gespuckt, gekratzt und gebis­sen. Vor allem die Verro­hung der Gesell­schaft und hoher Alkohol­kon­sum sind nach Ansicht des Pflege­per­so­nals Gründe für die Gewalt durch Patien­ten gegen Pflegende.

Keine genaue Statis­tik

Statis­tisch erfasst würden solche Vorfälle bislang nur sehr allge­mein.

In der polizei­li­chen Krimi­nal­sta­tis­tik des Landes­kri­mi­nal­amts Rhein­land-Pfalz existiere ledig­lich die Rubrik „Fälle von Straf­ta­ten in Kranken­häu­sern“.

Eine genaue Zahl, wie viele gewalt­tä­tige Angriffe es von Patien­ten auf Pflege­per­so­nal in Rhein­land-Pfalz gibt, liege nicht vor.

Aggres­si­ons­po­ten­tial ist gestie­gen

Das Aggres­si­ons­po­ten­zial inner­halb der Bevöl­ke­rung sei spürbar gestie­gen, bestä­tigt auch die Pflege­di­rek­to­rin der Westpfalz­kli­nik in Kaiser­lau­tern und Vizeprä­si­den­tin der Pflege­kam­mer Rhein­land-Pfalz, Andrea Bergsträ­ßer.

Durch die schwie­rige Situa­tion im Gesund­heits­sys­tem werde das nur noch weiter geför­dert. Perso­nen, die in der Notauf­nahme lange warten müssten, würden noch aggres­si­ver.

Pflege­kam­mer: Mehr Aufmerk­sam­keit für Klinik­per­so­nal

Gewalt­tä­tige Vorfälle gegen­über Klinik­per­so­nal müsse mehr Aufmerk­sam­keit erhal­ten, so die Vizeprä­si­den­tin. Eine Befra­gung der Landes­pfle­ge­kam­mer in Notauf­nah­men habe ergeben, dass sich nur jede zehnte Person, die dort arbeite, ausrei­chend auf Gewalt­vor­fälle vorbe­rei­tet fühle.

Melde­sys­teme und Schutz­maß­na­men einrich­ten

Deshalb fordert die Landes­pfle­ge­kam­mer ein regulä­res Melde­sys­tem für solche Vorfälle. Außer­dem müsse den Mitar­bei­ten­den „ein größe­res Sicher­heits­ge­fühl vermit­teln werden“.

Dazu solle folgen­des einge­rich­tet werden:

  • Wachdienste
  • Überwa­chungs­ka­me­ras
  • Notknöpfe

Diese Maßnah­men seien von der Landes­re­gie­rung zu finan­zie­ren.

Das rhein­land-pfälzi­sche Gesund­heits­mi­nis­te­rium ist sich zwar der Proble­ma­tik bewusst, sieht aber Kranken­häu­ser als Arbeit­ge­ber in der Pflicht im Leitbild ihrer Einrich­tung den Schutz der Beschäf­tig­ten vor Gewalt und Aggres­sion zu veran­kern und unter­schied­li­che Maßnah­men zu ergrei­fen.

Gewalt gegen Pflege­kräfte kein Tabuthema

Gleich­wohl dürfe das Thema ‚Gewalt gegen Pflege­kräfte‘ nicht in der Tabuzone landen, betonte Gesund­heits­mi­nis­ter Clemens Hoch (SPD) gegen­über dem SWR.

Bereits zu Jahres­an­fang hatte die Pflege­kam­mer Nordrhein-Westfa­len mehr Präven­ti­ons­maß­nah­men zum Schutz vor Gewalt in Kranken­häu­sern angemahnt.

Detail­lierte Ergeb­nisse einer gemein­sa­men Mitglie­der­be­fra­gung beider Pflege­kam­mern, in der es unter anderem auch um Gewalt gegen­über Pflegen­den geht, sollen noch im ersten Quartal 2024 veröf­fent­licht werden.

Quellen: SWR, Pflege­kam­mer Rhein­land-Pfalz