Mit rund 147.000 klinischen Behandlungsfällen waren im Jahr 2020 psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen die häufigste Ursache für stationäre Krankenhaus-Aufenthalte von jungen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren. Mit 17,7 Prozent machten seelische Beschwerden damit die häufigste Fallgruppe für Klinik-Einweisungen aus. Das teilte das Statistische Bundesamt im Rahmen einer Sonderauswertung anlässlich des Europäischen Jahres der Jugend mit, das die EU für 2022 ausgerufen hat.
Hinter der Fallgruppe der psychischen Erkrankungen folgten Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (15 Prozent), Verletzungen und Vergiftungen (14 Prozent) sowie Krankheiten des Verdauungssystems (10 Prozent). Im Vergleichsjahr 2005 hatten psychische Erkrankungen nur 12,4 Prozent aller Klinik-Aufenthalte in der Altersgruppe zwischen 15 und 24 Jahren ausgelöst, was damals den dritten Platz hinter Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett (19,8 Prozent) sowie Verletzungen und Vergiftungen (16,6 Prozent) bedeutete.
Stationäre Behandlungen junger Menschen stark zugenommen
In absoluten Zahlen jedoch war im Jahr 2020 die Zahl der stationären Klinik-Behandlungen in dieser Altersgruppe von 169.500 auf die erwähnten 147.000 Fälle um 22.500 Behandlungen oder 13 Prozent zurückgegangen. Innerhalb von 15 Jahren haben die stationären Behandlungen junger Menschen aufgrund psychischer Beschwerden jedoch auch absolut stark zugenommen – im Jahr 2005 waren es lediglich 135.100 Krankenhaus-Behandlungen aus diesen Gründen.
Zu beachten ist bei den von 2019 auf 2020 gesunkenen Fallzahlen außerdem, dass im ersten Corona-Jahr 2020 insgesamt viel weniger Klinikaufenthalte stattfanden – schließlich wurden damals Operationen und verschiebbare Eingriffe, wenn es irgendwie ging, aufgrund des Infektions- und Übertragungsrisikos vertagt. Jedoch auch, um Behandlungskapazitäten und Betten für Covid-19-Patienten freihalten zu können, sowie um den verschärften Hygiene-Auflagen für eine Klinikbehandlung Rechnung zu tragen.
Psychische Erkrankung: Lockdowns als Ursache?
Schaut man sich die Behandlungsursachen detaillierter an, stützt sich die These, dass die Verwerfungen und die soziale Vereinsamung im Zuge der Corona-Lockdowns einen Anteil hatten: Unter den 147.000 Fällen, in denen Menschen zwischen 15 und 24 Jahren in klinische Behandlung kamen, waren in rund 23.200 Fällen depressive Episoden die Ursache, diese waren damit häufigste unter den Fall-Untergruppen.
Es folgen, mit rund 19.300 Fällen, Folgen von Alkoholmissbrauch und akuten Alkoholvergiftungen wie Abhängigkeits- oder Entzugssyndrome – auch hier ist ein Zusammenhang zur Coronapandemie nicht abwegig, da laut diverser Untersuchungen zu Lockdown-Zeiten allgemein mehr Alkohol konsumiert wurde. An dritter Stelle mit 15.300 Fällen wurden wiederkehrende depressive Störungen bei 15- bis 24-Jährigen behandelt.
Quelle: Statistisches Bundesamt