Umgangston
In stres­si­gen Situa­tion achten die Betei­lig­ten meist nicht auf ihren Umgangs­ton – das muss nicht sein! Bild: © Andrey Popov | Dreamstime.com

Im Pflege­all­tag einen kühlen Kopf zu bewah­ren, fällt nicht immer leicht: urplötz­lich auftre­tende medizi­ni­sche Notfälle, schwie­rige Patien­ten bezie­hungs­weise Bewoh­ner, perso­nelle Unter­be­set­zung oder auch die Kolle­gin­nen und Kolle­gen selbst. Schließ­lich ist der fachli­che Kennt­nis­stand im Team unter­schied­lich, jeder hat Stärken und Schwä­chen, „geliebte“ und eher „ungeliebte“ Arbei­ten. Alle pflegen ihre kleinen Marot­ten und jeder bringt seine eigene Persön­lich­keit mit.

Angesichts alledem kann es vorkom­men, dass der Umgangs­ton zwischen den Kolle­gen rabiat und gereizt wird, oder schwe­lende Konflikte offen ausbre­chen. Dies wiederum führt zu wachsen­der Unzufrie­den­heit auf der Arbeit, vermehr­ten Krank­mel­dun­gen, welche die Situa­tion noch weiter verschlim­mern, und schlimms­ten­falls zu Kündi­gun­gen. Doch Pflege­kräfte, die sich dem Problem bewusst sind, können mit geziel­ten Strate­gien gegen­steu­ern, sollten sich konflikt­träch­tige Situa­tio­nen häufen. Hier unsere Tipps für eine bessere Kommu­ni­ka­tion und einen entspann­te­ren Arbeits­all­tag!

Tipp #1: Auf Körper­spra­che achten!

Auch wenn der Arbeits­tag noch so stres­sig ist: Mit einer adäqua­ten, entspannt-positi­ven Körper­spra­che lassen sich viele Konflikte von vornher­ein vermei­den und der Umgangs­ton bleibt fair. Schon ein einfa­ches, leich­tes Lächeln kann Wunder bewir­ken: Wenn man selbst positiv herüber­kommt, ist die Chance groß, dass der Gegen­über sich davon „anste­cken“ lässt und selbst zurück­lä­chelt. Außer­dem fühlt man sich selbst automa­tisch besser, wenn man mit einer positi­ven Grund­hal­tung durch den Tag und die Arbeits­schicht geht.

Auch eine richtige Atemtech­nik bewirkt Gutes: Nehmen Sie sich (auch und gerade in hekti­schen Situa­tio­nen!) Zeit, einige Male gezielt tief ein- und auszu­at­men – und das Gefühl des Gestresst-Seins nimmt automa­tisch ab.

Diese Tipps sind gerade wichtig, kommt es zu Situa­tio­nen mit Teammit­glie­dern, die Konflikt­po­ten­zial bergen. Wer auch bei Vorwür­fen oder herab­las­sen­den Bemer­kun­gen Ruhe bewahrt und erstmal tief durch­at­met, hat dem Gegen­über schon ein wenig „Wind aus den Segeln“ genom­men.

Tipp #2: Den Gegen­über einbe­zie­hen – lernen, richtig zu kommu­ni­zie­ren

Kommt es zu Diskus­sio­nen und Meinungs­ver­schie­den­hei­ten, ist es hilfreich, sich bei der Argumen­ta­tion in den Gegen­über hinein­zu­ver­set­zen, die Inter­es­sen­lage des Gesprächs­part­ners verste­hen zu versu­chen – und erst dann den eigenen Stand­punkt heraus­zu­stel­len. Dies signa­li­siert dem Teammit­glied, dass man dessen Belange ernst nimmt, ermög­licht aber gleich­zei­tig, sich zu behaup­ten. Klar kann in Konflikt­si­tua­tion nicht immer ein sanfter Umgangs­ton bewahrt werden, vor allem, wenn es um brenz­lige Situa­tio­nen geht, aller­dings ist das auch kein Grund unsach­lich zu werden.

Ein Beispiel: Eine Kolle­gin bittet sie zum x‑ten Mal, für Sie einzu­sprin­gen. Bisher haben Sie ihr den Wunsch immer erfüllt, aber an dem Termin, um den es geht, haben Sie sich auf einen freien Abend gefreut. Statt „Warum fragst Du immer mich?“ oder „Das hat mir gerade noch gefehlt“ könnte man beispiels­weise sagen: „Ich kann verste­hen, dass die Schicht für Dich ungüns­tig ist. Gerne helfe ich Dir, leider habe ich mir aber diesmal selbst etwas vorge­nom­men. Vielleicht ist aber jemand anders im Team bereit, den Dienst zu überneh­men.“ Ebenso wichtig ist es, den Gegen­über ausre­den zu lassen – und sich, wenn man unter­bro­chen wird, das Wort freund­lich, aber bestimmt zurück­zu­ho­len:„Augen­blick, ich war noch nicht ganz fertig.“

Einige anschau­li­che Beispiele für typische Kommu­ni­ka­ti­ons­feh­ler in der Pflege, und wie es besser geht, hat das Pflege-Jobpor­tal „Medwing“ in einem Beitrag zusam­men­ge­stellt.

Tipp #3: Austausch im Team fördern und Umgangs­ton verbes­sern

Ganz wichtig ist, wenn man den Umgangs­ton auf Station verbes­sern will, die Kolle­gin­nen und Kolle­gen „mitzu­neh­men“ und sich bei seinem Vorha­ben Verbün­dete zu suchen. So ist es denkbar, das Thema etwa bei der Übergabe oder einer Teamsit­zung anzuspre­chen.

Etwa: „Wir haben alle einen heraus­for­dern­den Arbeits­all­tag. Ich würde mich freuen, wenn wir versu­chen, trotz alledem besser mitein­an­der zu kommu­ni­zie­ren, denn manch­mal führt zu Missver­ständ­nis­sen und Unstim­mig­kei­ten. Wie wäre es, wenn wir uns hierüber mal separat austau­schen und schauen, wie es besser ginge?“ Gegen eine bessere Arbeits­at­mo­sphäre dürfte niemand etwas einzu­wen­den haben – und man ist nicht mehr auf sich alleine gestellt.

Hat man die übrigen Teammit­glie­der, und vielleicht sogar die Vorge­setz­ten, überzeugt, etwas für einen besse­ren Umgangs­ton zu tun, bietet es sich an, Abmachun­gen zu treffen und diese schrift­lich festzu­hal­ten.

Dies kann in Form von kleinen Leitsät­zen gesche­hen. Beispiels­weise: „Wir hören einan­der zu und lassen uns ausre­den“, „Jeder hat das Recht, Kritik zu äußern, wenn einem etwas nicht passt. Dies machen wir jedoch in einer sachli­chen Form, ohne persön­li­che Angriffe“ et cetera.

Tipp #4: Die Leitung mit ins Boot nehmen

Ebenso sinnvoll, wie das Thema im Kolle­gen­kreis zu bespre­chen, ist es, Vorge­setzte mitein­zu­be­zie­hen – also etwa die Stati­ons- oder Pflege­dienst­lei­tung. Idealer­weise hat man, siehe vorhe­ri­ger Punkt, schon „Mitstrei­ter“ gesam­melt, mit denen man sein Anlie­gen gemein­sam vortra­gen kann.

In ebenso positi­ver Weise wie im Gespräch mit dem Gegen­über (siehe zweiter Punkt) sollte man bei der Leitung argumen­tie­ren. „Wir leisten hier im Team sehr viel, aber in einigen Situa­tio­nen könnten wir noch besser mitein­an­der umgehen. Wenn uns das gelingt, hat auch die ganze Einrich­tung etwas davon.“ Sollte die oder der Vorge­setzte nicht darauf einge­hen, empfiehlt es sich – falls vorhan­den – auf Betriebs­rat bzw. Perso­nal­rat oder Mitar­bei­ter­ver­tre­tung zuzuge­hen.

Tipps für das Gespräch mit den Vorge­setz­ten hat die Fachkräfte-Vermitt­lung „Consil-Med“ in einem Blog-Beitrag gesam­melt.

Tipp #5: Entglei­sun­gen nicht tolerie­ren

Klar kann jeder mal einen schlech­ten Tag haben – Entglei­sun­gen sollten aller­dings nicht still­schwei­gend hinge­nom­men werden. Sonst könnten Grenzen immer wieder überschrit­ten werden, was langfris­tig einen schlech­ten Umgangs­ton im Team norma­li­sie­ren könnte. Vor allem Mobbing und Belei­di­gun­gen sollten unter keinen Umstän­den toleriert werden. In solchen Fällen sind auch recht­li­che Schritte möglich.

Belei­di­gung ist nämlich gemäß § 185 StGB straf­bar. Wichtig ist hier klar belegen zu können, dass es sich bei der Entglei­sung tatsäch­lich um eine Belei­di­gung gehan­delt hat. Generell wird als Belei­di­gung ein Angriff auf die Ehre eines anderen durch die Kundgabe eigener Missach­tung oder Nicht­ach­tung bezeich­net. Im Wesent­li­chen geht es hier also um belei­di­gende Meinungs­äu­ße­run­gen – straf­bar in diesem Zusam­men­hang können aber auch unwahre Tatsa­chen­be­haup­tun­gen sein, sofern sie dem Betrof­fe­nen gegen­über direkt geäußert werden. Andern­falls handelt es sich um üble Nachrede oder Verleum­dung.

Wichtig ist: Nicht nur verbale Belei­di­gun­gen wie „Arsch­loch“ stehen unter Strafe. Auch belei­di­gende Gesti­ken wie der Mittel­fin­ger können recht­li­che Konse­quen­zen haben. Straf­bar macht sich auch der Arbeit­ge­ber, wenn er gegen Mobbing und Belei­di­gung nichts tut. Er verstößt damit gegen seine Fürsor­ge­pflicht (§ 241 Absatz 2 BGB).