Laut aktuellem Barmer Pflegereport sind Pflegekräfte häufiger krank als Angehörige anderer Berufsgruppen.
Laut aktuel­lem Barmer Pflege­re­port sind Pflege­kräfte häufi­ger krank als Angehö­rige anderer Berufs­grup­pen. Bild: © conger­de­sign auf Pixabay

Zum Perso­nal­not­stand in der Pflege trägt nicht nur der Mangel an Pflege­kräf­ten auf dem Arbeits­markt bei, sondern auch der hohe Kranken­stand der Beschäf­tig­ten. Das ist die Haupt­er­kennt­nis aus dem Pflege­re­port 2020 der Barmer-Ersatz­kasse. Demnach waren Pflege­kräfte viel häufi­ger krank­ge­schrie­ben als Angehö­rige anderer Berufs­grup­pen. Zudem dauert es bei ihnen im Schnitt länger, bis sie wieder an den Arbeits­platz zurück­keh­ren. Diese Ergeb­nisse treffen insbe­son­dere auf die Alten­pflege zu. Wie die Barmer bei der Vorstel­lung des Berichts unter­strich, gäbe es rechne­risch rund 26.000 Pflege­kräfte mehr, läge der Kranken­stand auf dem durch­schnitt­li­chen Niveau sonsti­ger Berufe. Davon könnten geschätzt 50.000 Menschen in den Klini­ken oder Pflege­hei­men profi­tie­ren.

„Die Pflege­be­rufe müssen dringend deutlich arbeit­neh­mer­freund­li­cher werden. Mit substan­zi­ell und nachhal­tig besse­ren Arbeits­be­din­gun­gen könnten Bund, Länder und Arbeit­ge­ber den Pflege­be­ruf zeitnah attrak­ti­ver gestal­ten. Mit dem Poten­zial an 26.000 Pflege­kräf­ten könnten zusätz­lich 50.000 Menschen versorgt werden“, so die Schluss­fol­ge­rung von Prof. Dr. Chris­toph Straub, Vorstands­vor­sit­zen­der der gesetz­li­chen Kasse.

Rücken­schmer­zen und Depres­sio­nen beson­ders stark verbrei­tet

Während unter allen Barmer-Versi­cher­ten der Kranken­stand 5,0 Prozent beträgt, liegt er bei Fachkräf­ten und Hilfs­kräf­ten in der Alten­pflege bei 7,2 bezie­hungs­weise 8,9 Prozent. Bei Kranken­pfle­ge­fach­kräf­ten bezie­hungs­weise ‑hilfs­kräf­ten sind es immer noch 6,5 und 7,9 %. Beson­ders anfäl­lig sind Pflege­kräfte für depres­sive Episo­den und Rücken­schmer­zen. Während auf den Durch­schnitts-Versi­cher­ten 1,25 Arbeits­tage wegen Depres­sion wegfal­len, sind es bei Fach- und Hilfs­kräf­ten der Alten­pflege 2,23 bezie­hungs­weise 2,39. Bei den Pendants in der Kranken­pflege sind die Fallzah­len mit 1,58 und 1,98 ebenfalls deutlich erhöht gegen­über der Gesamt­be­völ­ke­rung.

Noch gravie­ren­der ist die Lage bei Rücken­schmer­zen. 0,87 Krank­heits­tage pro Jahr im Durch­schnitt der Versi­cher­ten stehen 1,71 Krank­heits­ta­gen bei den Alten­pfle­ge­fach­kräf­ten und 2,45 Krank­heits­ta­gen bei den Alten­pfle­ge­hilfs­kräf­ten gegen­über. In der Kranken­pflege stehen 1,31 Krank­heits­tage bei den Fachkräf­ten und 1,94 bei den Hilfs­kräf­ten zu Buche. Aufgrund der Belas­tung etwa durch Lagerungs­ar­bei­ten und Körper­pflege der Bewoh­ner ist dies wenig verwun­der­lich. Auch für Bluthoch­druck und Adipo­si­tas, also starkes Überge­wicht, ist die Pflege deutlich anfäl­li­ger als andere Berufs­grup­pen. Ebenso wenig erstau­nen kann vor dem Hinter­grund, dass es deutlich mehr Fälle von Frühver­ren­tung in den Pflege­be­ru­fen gibt. Gegen­über 2,1 (Frauen) und 3,2 (Männer) Eintrit­ten in die Erwerbs-Minde­rungs­rente unter 1.000 Beschäf­tig­ten sämtli­cher Branchen liegen sie etwa bei den Alten­pfle­ge­hilfs­kräf­ten bei 5,0 (Frauen) und 6,2 (Männer).

Quelle: Barmer Pflege­re­port 2020