Ambulante Pflegekraft
Ambulante Pflege: Viele Dienste blicken auf eine düstere Wirtschafts­pro­gnose (Symbol­bild). Bild: Marco Di Bella mit Material von Ian Allenden/Dreamstime und Adobe KI

Von den rund 4,9 Millio­nen Pflege­be­dürf­ti­gen in Deutsch­land werden 84 Prozent zu Hause versorgt. Davon nehmen rund 30 Prozent Pflege­sach­leis­tun­gen durch einen ambulan­ten Pflege­dienst in Anspruch. Die übrigen 70 Prozent werden teilweise ebenfalls durch ambulante Pflege­dienste im Bereich der häusli­chen Kranken­pflege versorgt.

Doch die ambulante Pflege steht wirtschaft­lich betrach­tet auf ganz wacke­li­gen Beinen und droht abzustür­zen. Das spiegelt das Ergeb­nis einer aktuel­len Umfrage der Diako­nie Deutsch­land wider, an der 526 Träger ambulan­ter Pflege­dienste und Diako­nie­sta­tio­nen aus dem ganzen Bundes­ge­biet teilge­nom­men haben.

Ambulante Pflege: Viele Dienste erwar­ten ein Minus

So schät­zen 72,7 Prozent der befrag­ten ambulan­ten Pflege­dienste ihre wirtschaft­li­che Situa­tion als angespannt ein. 54 Prozent haben bereits im Jahr 2022 mit einem Jahres­de­fi­zit abgeschlos­sen. 62 Prozent erwar­ten für das Jahr 2023 ein Ergeb­nis im Minus­be­reich.

Etwa ein Drittel der ambulan­ten Pflege­dienste hat nur noch eine Liqui­di­täts­re­serve von drei Monaten oder weniger.

Fast jeder zehnte Dienst sieht seine Situa­tion als existen­zi­ell so gefähr­det an, dass er mögli­cher­weise in den nächs­ten zwei Jahren schlie­ßen muss.

Fachkräf­te­man­gel als zentrale Ursache

Als zentrale Ursachen für die schlechte Wirtschafts­lage nannten die befrag­ten Pflege­dienste unter anderem

„Die Kranken- und Pflege­kas­sen, aber auch viele Kommu­nen als Sozial­hil­fe­trä­ger lassen sich bei der Bezah­lung von Rechnun­gen sowie bei den Vergü­tungs­ab­schlüs­sen zu viel Zeit“, kriti­siert Diako­nie-Sozial­vor­stän­din Maria Loheide.

Und weiter: „Steigende Perso­nal­kos­ten aufgrund von Tarif­stei­ge­run­gen oder sehr hoher Kranken­stände werden von den Kosten­trä­gern nicht oder zu spät anerkannt. Das gleiche gilt für die wegen der hohen Infla­tion deutlich höheren Sachkos­ten. Dies alles zusam­men treibt die Dienste in eine existen­zi­elle Krise“.

Ambulante Pflege: Herausforderungen
Umfrage der Diako­nie Deutsch­land zur wirtschaft­li­chen Situa­tion in der ambulan­ten Pflege. Bild: Diako­nie Deutsch­land

Fatal sei, dass pflege­be­dürf­tige Menschen die Leistun­gen der ambulan­ten Pflege­dienste reduzier­ten oder abbestell­ten, weil die Leistun­gen der Pflege­ver­si­che­rung nicht ausreich­ten, um die Pflege weiter im bishe­ri­gen Umfang zu finan­zie­ren.

Diako­nie fordert Sofort­maß­nah­men

Die Diako­nie Deutsch­land fordert Sofort-Maßnah­men zur Stabi­li­sie­rung der wirtschaft­li­chen Situa­tion der ambulan­ten Pflege­dienste.

„Die Pflege­dienste können nicht dauer­haft in Vorleis­tung gehen. Wir brauchen eine bessere Zahlungs­mo­ral. Tarif­stei­ge­run­gen müssen in den Vergü­tun­gen umgehend berück­sich­tigt werden, Vergü­tungs­ver­hand­lun­gen dürfen nicht verschleppt werden“, so Diako­nie-Sozial­vor­stän­din Loheide.

Die Bundes­po­li­tik müsse umgehend die Situa­tion der Pflege­dienste in einem flächen­de­cken­den Monito­ring erfas­sen, die bürokra­ti­schen Anfor­de­run­gen an die Dienste verrin­gern – und nicht zuletzt die Sachleis­tun­gen der Pflege­ver­si­che­rung an den heuti­gen Bedarf und die deutlich gestie­ge­nen Kosten anpas­sen.

Nur wenn die Pflege­dienste ausrei­chend finan­ziert werden, können sie die erfor­der­li­chen Fachkräfte gewin­nen“, sagt Loheide: „Wenn die wirtschaft­li­che Siche­rung der Dienste misslingt, bekommt Deutsch­land ein massi­ves Problem bei der Versor­gung der pflege­be­dürf­ti­gen Menschen.“