Gesundheitssystem
Die Pflege­ge­werk­schaft Bochu­mer Bund kriti­siert die Pflege­re­form

Die Reform hätte die Chance geboten, das Gesund­heits­sys­tem zukunfts­wei­send aufzu­stel­len, doch statt­des­sen fühlen sich die Pflegen­den erneut in tradi­tio­nelle Schran­ken verwie­sen. Das Eckpunk­te­pa­pier der Reform wird durch den Bochu­mer­Bund scharf kriti­siert, da Zielen der Versor­gungs­si­cher­heit, Behand­lungs­qua­li­tät und Entbü­ro­kra­ti­sie­rung nicht umgesetzt werden.

Gesund­heits­sys­tem: Welweit steigende Heraus­for­de­run­gen

Angesichts der steigen­den Heraus­for­de­run­gen, denen sich Gesund­heits­sys­teme weltweit stellen müssen, sind diese gut beraten, neue Versor­gungs­an­sätze zu verfol­gen. Aufgrund des demogra­fi­schen Wandels und damit einher­ge­hend wachsende Zahlen chronisch kranker und älterer Menschen war es an der Zeit, Sekto­ren­gren­zen zu überwin­den und Aufga­ben neu zu vertei­len.

Die von der Regie­rungs­kom­mis­sion empfoh­le­nen Level Ii-Kranken­häu­ser mit pflege­ri­scher Leitungs­funk­tion durch Advan­ced Practice Nurses (APN) waren ein vielver­spre­chen­des Beispiel dafür. Sie hätten eine sektoren­über­grei­fende Gesund­heits­ver­sor­gung ermög­licht und der pflege­ri­schen Leistung den angemes­se­nen Stellen­wert gegeben.

Anstatt der angekün­dig­ten pflege­risch fachli­chen Leitung in den Level Ii-Häusern, sollen sie ledig­lich die Geschäfte verwal­ten dürfen. Hier wird wertvol­les Poten­zial verschwen­det und die Chance auf eine ganzheit­li­che, patien­ten­zen­trierte Versor­gung vertan. Die Reform­ziele werden mit den vorge­schla­ge­nen Eckpunk­ten eindeu­tig nicht erreicht.

Einer­seits wird behaup­tet, dass die Ermitt­lung des Pflege­bud­gets unange­tas­tet bleibt, anderer­seits sollen zukünf­tig pro Fall Pflege­be­wer­tungs­re­la­tio­nen heran­ge­zo­gen werden. Dies erinnert stark an das Pflege-DRG-System und wider­spricht der Zielset­zung des Pflege­bud­gets. Das Ergeb­nis wird höchst­wahr­schein­lich eine Zunahme der Bürokra­tie sein, anstatt sie zu reduzie­ren.

Ein weite­rer gravie­ren­der Fehler besteht darin, dass die Quali­tät der Versor­gung und die Leistungs­grup­pen ausschließ­lich über medizi­ni­sche und techni­sche Krite­rien definiert werden.

Die Eckpunkte erwäh­nen die Quali­tät der pflege­ri­schen Versor­gung und Leistung nicht einmal. Die Pflege wird erneut ledig­lich als Kosten­fak­tor betrach­tet, ähnlich wie im DRG-System.

Nun bleibt als Haupt­fak­tor des Papiers die Schlie­ßung etlicher Klini­ken im Land. Die Beloh­nung und die Relevanz für die Pflege bestehen in weite­ren Anfahrts­we­gen. Deutli­cher kann das Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­te­rium seine Gering­schät­zung gegen­über der Pflege­pro­fes­sion nicht ausdrü­cken.

Marcus Jogerst-Ratzka