Arzneimittelknappheit
Gesund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) Bild: Janine Matthees

Arznei­mit­tel-Knapp­heit könne drohen, der Apothe­ker­ver­band Nordrhein schlägt jetzt Alarm. Zur Zeit seien täglich rund 1,5 Millio­nen Menschen in Deutsch­land von Engpäs­sen bei der Versor­gung mit Medika­men­ten betrof­fen.

Minis­ter sieht keine Engpässe

Das sagte der Verbands­vor­sit­zende Thomas Preis im ARD-Morgen­ma­ga­zin. „Manch­mal steht die Versor­gung wirklich auf der Kippe“, sagte er mit Blick etwa auf Antibio­tika, die aktuell wieder sehr knapp seien und schnell an die Patien­ten kommen müssten.

In Deutsch­land handele es sich bei den verschrie­be­nen Arznei­mit­teln zu 80 Prozent um die vergleichs­weise günsti­gen sogenann­ten Generika, also Medika­mente, für die die Patente abgelau­fen seien. „Die werden immer knapper.“

Bundes­ge­sund­heits­mi­nis­ter Karl Lauter­bach (SPD) sieht trotz dieser Warnun­gen von Apothe­kern und Ärzten keinen drohen­den Mangel. Bei Kinder­me­di­ka­men­ten weder im Herbst noch im Winter. „Wir werden alles tun, um sicher­zu­stel­len, dass Kinder die Arznei­mit­tel, die sie brauchen, auch bekom­men“, erklärte Lauter­bach im Anschluss an ein Treffen mit Ärzten, Apothe­kern und der Pharma­bran­che.

Die Produk­tion bei bestimm­ten Medika­men­ten sei im Vergleich zum vergan­ge­nen Jahr um bis zu hundert Prozent gestei­gert worden.

Arznei­mit­tel: Mehr Produk­tion in der Heimat

„Technisch sind wir an der Obergrenze dessen, was machbar ist“, betonte der Minis­ter. Nur wenn es auch eine starke Grippe- oder RSV-Welle gebe, könne man Engpässe nicht ausschlie­ßen. „Wir sind deutlich besser aufge­stellt als im vergan­ge­nen Jahr – auch weil mehr heimisch produ­ziert wird.“

Der Minis­ter appel­lierte expli­zit an Eltern in Deutsch­land: „Bitte keine Hamster­käufe!“ Versor­gung könne nur statt­fin­den, wenn nicht gehor­tet werde. „Was uns in der Gaskrise gelun­gen ist, können wir auch bei den Kinder­me­di­ka­men­ten errei­chen.“

Sollte es dennoch zu einer Versor­gungs­lü­cke kommen, werde man zusätz­li­che Importe ermög­li­chen, sagte Lauter­bach. Apothe­ker sollten außer­dem, wenn bestimmte Packungs­grö­ßen oder Fabri­kate nicht liefer­bar sind, Alter­na­ti­ven verschrei­ben können, ohne dass es eines neuen Rezep­tes bedarf oder eines Kontak­tes mit dem Arzt. Eine vergleich­bare Locke­rung hatte Lauter­bach zuvor in Aussicht gestellt.

Lauter­bach warb darüber hinaus für einen konser­va­ti­ven Umgang mit Fieber­me­di­ka­men­ten und Antibio­tika. Diese sollten nur verschrie­ben werden, wenn es nötig ist. Man habe zudem weitere Schritte disku­tiert, werde diese aber nicht vorstel­len. „Ich glaube nicht, dass diese notwen­dig sind“, sagte er.

Mangel im Winter 22/23

Im vergan­ge­nen Winter waren nach einer Infek­ti­ons­welle zahlrei­che Probleme bei Liefe­run­gen von Kinder­me­di­ka­men­ten wie unter anderem Fieber- und Husten­säf­ten aufge­tre­ten.

Um Medika­mente beson­ders für Kinder generell besser abzusi­chern, war Ende Juli 2023 ein Anti-Engpass-Gesetz in Kraft getre­ten. Es soll als Sicher­heits­puf­fer wirken:

  • Vorräte von mehre­ren Monats­men­gen für viel genutzte Mittel werden zur Pflicht
  • Preis­re­geln sollen gelockert werden, um Liefe­run­gen nach Deutsch­land für Herstel­ler lohnen­der zu machen

Lauter­bach zeigte sich insge­samt zuver­sicht­lich: „Wir werden deutlich besser daste­hen“, versi­cherte der verant­wort­li­che Minis­ter in Berlin mit Blick auf den vergan­ge­nen Winter in der ARD.

„Die Herstel­ler arbei­ten 24/7 – die Produk­tion wird deutlich größer sein.“ Man sei seit Monaten mit den Produ­zen­ten in Kontakt, damit es keine Krise geben könne.

Quellen: ARD, BMG, Apothe­ker­ver­band Nordhein e.V.