Die Isolation während der Pandemie kann für psychisch erkrankte Menschen eine besonders große Herausforderung bedeuten
Die Isola­tion während der Pande­mie kann für psychisch erkrankte Menschen eine beson­ders große Heraus­for­de­rung bedeu­ten

Bipolare Affek­tive Störung (BAS) ist eine psychi­sche Erkan­kung, die vor allem Auswir­kun­gen auf die Stimmung und Emotio­nen hat. Nadja Stehlin, stell­ver­tre­tende Vorsit­zende und Betrof­fe­nen-Vertre­te­rin der Deutschen Gesell­schaft für Bipolare Störun­gen (DGBS), erklärt dazu: „Bipolar steht für die beiden Pole Depres­sion und Manie, zwischen denen der Betrof­fene […] auf- und abwech­selt und dabei unter­schied­li­che Symptome erlebt“. Dabei sind diese Symptome auch für jede Person anders: manch­mal „zeigt sich die Manie weniger stark ausge­prägt in Form einer sog. ‚Hypoma­nie‘ “ oder man erlebt „weniger schwere depres­sive Phasen“.

Es wird geschätzt, dass 1,5 bis 3 Prozent der deutschen Bevöl­ke­rung von dieser Erkran­kung betrof­fen sind. Entste­hen kann sie unter anderem durch geneti­sche Veran­la­gung und/oder neuro­bio­lo­gi­sche Fakto­ren zusam­men mit psycho­so­zia­lem Stres­ser­le­ben.

Isola­tion von sozia­len Kontak­ten

In jedem Fall kann die Pande­mie, und die damit verbun­de­nen Einschrän­kun­gen, negative Auswir­kun­gen auf Betrof­fene haben. Vor allem die Isola­tion, die durch das Kontakte-Reduzie­ren ensteht, sei laut Stehlin für viele Betrof­fene schwie­rig. Schon vor der Corona­pan­de­mie waren Menschen mit bipola­rer Störung von Isola­tion betrof­fen, zum Beispiel haben sie „durch den manch­mal sehr hefti­gen Verlauf ihrer Erkran­kung nur noch wenige soziale Kontake“. Außer­dem können „starke Vorur­teile […] gegen­über Menschen mit Bipola­rer Affek­ti­ver Störung“ dazu führen, dass Betrof­fene sich „sozial isolie­ren und nicht offen mit ihren Proble­men umgehen können“. Daher können zusätz­li­che Einschrän­kun­gen wie eine Kontakt­sperre diese Situa­tion deutlich verschlim­mern. Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass mehr Zeit zu Hause mit Angehö­ri­gen „zu vermehr­ten Konflik­ten führ[t]“.

Stehlin befürch­tet, dass diese Schwie­rig­kei­ten drama­ti­sche Folgen haben könnten, vor allem wenn Psycho­the­ra­peu­tin­nen und Psycho­the­ra­peu­ten schwie­ri­ger erreich­bar sind. Beson­ders proble­ma­tisch sei diese Situa­tion für Betrof­fene, die durch Depres­sion mit negati­ven Gefüh­len und Gedan­ken konfron­tiert werden, über die sie nicht immer direkt mit jeman­dem sprechen können.

Keine Ausnahme bei Lockdown-Regeln für depres­sive Menschen

Folgt man der aktuel­len Recht­spre­chung des Oberver­wal­tungs­ge­richts Nordrhein-Westfa­len, so gilt eine Depres­sion nicht als Grund, sich nicht an die derzeit gülti­gen Kontakt­be­schrän­kun­gen während der Pande­mie halten zu müssen.

Weitere Infor­ma­tio­nen zur bipola­ren Störung

Mit der richti­gen Unter­stüt­zung, wie zum Beispiel durch Psycho­the­ra­pie oder mithilfe von Medika­men­ten, können Menschen mit bipola­rer Störung auch ein erfüll­tes Leben führen. Mehr Infor­ma­tio­nen zur bipola­ren Störun­gen sind auf den folgen­den Websei­ten zu finden:

„Mitten im tiefs­ten Winter wurde mir endlich bewusst, dass in mir ein unbesieg­ba­rer Sommer wohnt.“
Albert Camus

In anderen Medien wurde das Thema (Bipolare Störung sowie Depres­sio­nen) ebenfalls aufge­grif­fen oder Betrof­fene berich­ten von ihren Erfah­run­gen mit der Erkran­kung (während der Pande­mie):

Quelle: DGBS, NHS