Impfung
Die EMA warnt vor zuvie­len Auffri­schun­gen

Die Impfkam­pa­gne gegen COVID-19 läuft weiter. Derzeit sind bereits 72 Prozent der Deutschen vollstän­dig geimpft, 46 Prozent haben bereits eine Auffri­schung, den sogenann­ten Booster, erhal­ten.

Aber wie viel Schutz bietet die Impfung gegen die aktuelle Omikron-Variante? Ist der Booster ausrei­chend oder werden weitere Impfun­gen notwen­dig sein? In einigen Staaten, wie Israel, Ungarn und Dänemark, geht man wohl von Letzte­rem aus; sie bieten inzwi­schen eine vierte Impfdo­sis an.

Auf einer Online-Presse­kon­fe­renz der EU-Arznei­mit­tel­be­hörde EMA am 11. Januar äußerte sich Dr. Marco Cavaleri, Leiter der EMA-Abtei­lung biolo­gi­sche Gesund­heits­be­dro­hun­gen und Impfstra­te­gien, zur Booster-Impfung: „Noch liegen uns keine Daten bezüg­lich einer vierten Impfdo­sis vor und wir würden die Daten gerne sehen, bevor wir eine Empfeh­lung ausspre­chen. Gleich­zei­tig warnen wir vor einer Strate­gie, die mehrere Impfun­gen inner­halb einer kurzen Zeit beinhal­tet.“

Immun­sys­tem nicht überfor­dern

Das Ergeb­nis von mehre­ren, kurz nachein­an­der abgege­be­nen Impfun­gen könnte eine nachlas­sende Immun­ant­wort sein. „Wenn wir Booster-Impfun­gen alle vier Monate durch­füh­ren, könnte die Immun­ant­wort irgend­wann nicht mehr so gut sein, wie wir das gerne hätten,“ erklärt Dr. Cavaleri. „Wir sollten darauf achten, das Immun­sys­tem nicht mit wieder­hol­ten Impfun­gen zu überfor­dern. Natür­lich besteht auch das Risiko, dass die Bevöl­ke­rung durch die ständi­gen Auffri­schun­gen impfmüde wird.“

Sinnvoll seien in der aktuel­len Situa­tion eine, maximal zwei Booster-Impfun­gen. Langfris­ti­ges Ziel müsse es aber sein sein, eine Auffri­schung – ähnlich wie bei der Grippe – einmal jährlich durch­zu­füh­ren, idealer­weise mit Beginn der kalten Jahres­zeit.

Schutz nach Impfung höher als nach Genesung

Dr. Cavaleri rechnet mit einer erhöh­ten Belas­tung der Gesund­heits­sys­teme durch die als Omikron bekannte Variante des Corona­vi­rus. „Auch wenn die Verläufe nicht so schwer sind, werden doch extrem viele Menschen hospi­ta­li­siert werden. Gleich­zei­tig ist die Omikron-Variante so anste­ckend, dass sich eine große Zahl Menschen infizie­ren wird, viele davon asympto­ma­tisch, was einem natür­li­chem Booster für uns alle entspricht. Diese zusätz­li­che Immuni­tät könnte in den Endemie führen. Auch wenn die zu erwar­tende Omikron-Welle also nicht gut ist: Nachdem sie durch­ge­lau­fen ist, werden wir einen großen Schritt in Richtung Endemie gemacht haben.“

Das heißt nicht, dass die nach einer durch­leb­ten Infek­tion erwor­bene Immuni­tät gegen das Corona­vi­rus gleich­wer­tig mit dem Schutz durch die Spritze ist. So tritt die Infek­tion mit der Omikron-Variante nach aktuel­len Daten wesent­lich häufi­ger bei Genese­nen als bei Geimpf­ten auf. Eine Kombi­na­tion aus beidem kann aber laut Dr. Cavaleri durch­aus vorteil­haft sein. „Alle Studien haben gezeigt, dass der Schutz bei Geimpf­ten nach einer Infek­tion noch höher ist. Diese sogenannte hybride Infek­tion ist gut für das Immun­sys­tem.“

Quellen: EMA, ZDF. Überset­zung aller Zitate durch Rechts­de­pe­sche