
Zwei Jahre nach der vorherigen schweren Masern-Welle in Deutschland 2015 ist die Virus-Krankheit wieder auf dem Vormarsch: Laut des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden bis Ende März bereits 401 Neuinfektionen registriert. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2016 gab es hingegen nur 325 registrierte Fälle. Diese Zahlen veröffentlichte das RKI in seinem Epidemiologischen Bulletin Nummer 16.
Die beim Institut eingegangenen Fälle kommen, bis auf Mecklenburg-Vorpommern, aus sämtlichen Bundesländern. Ein Schwerpunkt der Masern-Epidemie ist Duisburg, wo es allein 160 Fälle gab. In Leipzig wurden 54, in Berlin 33 Fälle registriert. Lokale Infektionsschwerpunkte gab es auch in Hessen, wo der Lahn-Dillkreis, der Kreis Limburg-Weilburg und Frankfurt betroffen sind. Im Jahr 2015, dem schlimmsten Masern-Jahr seit 2006, gab es bundesweit 2.461 registrierte Erkrankungen. In Berlin hatten die Masern seinerzeit besonders gewütet: Allein 1.242 Fälle stammten von dort.
Masern ist keine „harmlose Kinderkrankheit“
Bei einigen Zeitgenossen gelten Masern immer noch als „harmlose Kinderkrankheit“. Doch die durch Hautverfärbungen leicht erkennbare, meldepflichtige Infektion kann ernste gesundheitliche Schäden hervorrufen – wie Mittelohr‑, Lungen- oder Gehirn-Entzündungen. Gerade kleine Kinder sind anfällig für Langzeitschäden, auch ein tödlicher Verlauf ist möglich.
Schutz bietet die Masern-Impfung mit einem abgeschwächten Lebend-Virus. Sie ist besonders leicht durchführbar und im Allgemeinen gut verträglich. Von Impfgegnern vorgebrachte Argumente gegen Masern-Impfungen, wie ein Autismus-Risiko oder das Risiko einer Erkrankung durch die Impfung selbst, sind widerlegt.
Verkehrte Welt: Mecklenburg-Vorpommern Erster bei Impfungen – Viele Impfmuffel in Baden-Württemberg
Dennoch gibt es innerhalb Deutschlands sehr unterschiedliche Impfquoten. Wie das RKI aufzeigt, hatten unter den 24 Monate alten Kindern im Bundesschnitt 92,6 Prozent die empfohlenen zwei Durchgänge einer Masern-Impfung erhalten. Während in den neuen Bundesländern die Impfbereitschaft höher zu sein scheint – Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet den mit 95,6 Prozent bundesweit höchsten Wert, Brandenburg folgt knapp dahinter – waren es im gemeinhein als fortschrittlich geltenden Baden-Württemberg „nur“ 88,8 Prozent.
Eine Impfquote von 95 Prozent gilt als Ziel, um Masern zurückzudrängen und bestenfalls – auf lange Sicht – auszurotten. Auch im Hinblick auf Personen, die sich nicht impfen lassen können (etwa Schwangere, Gelatine-Allergiker, HIV-positive Menschen), ist diese sogenannte „Herden-Immunität“ wichtig. Ebenso bedeutend ist diese für Säuglinge, die nämlich erst ab einem Alter von neun Monaten geimpft werden sollten. In Deutschland sowie weltweit wurden in den vergangenen Jahrzehnten enorme Fortschritte erzielt, was das Zurückdrängen der Masern betrifft – nun gilt es, am Ball zu bleiben.
Quelle: RKI