Die Menschen in Deutschland gelten im weltweiten Vergleich als besonders sensibel, wenn es um die Nutzung ihrer Daten geht. Für eine bessere Gesundheitsversorgung sind 77 % der Bundesbürgerinnen und ‑bürger aber gern bereit, Haus- und Fachärzten umfangreiche Informationen zu ihrer persönlichen Gesundheitsgeschichte digital freizugeben. Dazu gehören beispielsweise Informationen zu vergangenen Diagnosen und Behandlungsverläufen, eingenommenen Medikamenten und Allergien. Datenschutzbedenken haben dabei die wenigsten: 79 % vertrauen ihren Ärzten bei der Einhaltung von Datenschutzvorschriften.
Bis die Bundesbürger diesen Vorteil nutzen können, müssen sie jedoch noch warten. Die elektronische Patientenakte, in der persönliche Gesundheitsdaten zentral gespeichert werden sollen, wird erst zu 2019 eingeführt. „Die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens ist längst überfällig“, sagt Lutz Kaiser, Vorstand der pronova BKK. „Andere europäische Länder, zum Beispiel Österreich, sind hier schon viel weiter.“
Arztbesuch per Videokonferenz
Etwas mehr als die Hälfte der in der Studie Befragten spricht sich dafür aus, einen Arztbesuch durch eine Online-Videokonferenz zu ersetzen, wenn keine körperliche Untersuchung notwendig ist. Für eine sogenannte Zweitmeinung als Entscheidungshilfe für oder gegen eine erste Behandlungsempfehlung würden sogar 71 % eine Online-Videosprechstunde in Anspruch nehmen. Bislang sind Video-Konsultationen nur dann erlaubt und als Kassenleistung abrechenbar, wenn der oder die Behandelte bereits Patient ist und regelmäßig die Praxis des Arztes besucht. Andernfalls würde der Arzt gegen das Fernbehandlungsgesetz verstoßen.
Digitale Ergänzungsangebote wie Online-Videosprechstunden würden nach Meinung von 80 % der Befragten zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung auf dem Land führen. Dort herrscht zunehmender Ärztemangel, weil Mediziner in ihren Leistungen heute strenger reglementiert werden als früher und sich eine Praxis am ehesten in Ballungsräumen rentiert.
Online-Apotheken
Zu einer guten Gesundheitsversorgung gehört außerdem eine zuverlässige und schnelle Medikamentenversorgung. Rezeptfreie Medikamente können bereits über Online-Apotheken bestellt werden. Drei Viertel der Bundesbürgerinnen und-bürger sprechen sich dafür aus, dies auch für verschreibungspflichtige Arzneimittel zu erlauben, sofern ein Rezept per E‑Mail eingereicht wird. Bisher ist dies nur über den deutlich längerfristigen Postweg möglich.
Die Studie „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ wurde im Juni 2017 online durchgeführt. Dafür wurden 1.000 Bundesbürger befragt. Die Studie ist repräsentativ nach Geschlecht, Alter und Region.
Quelle: pronova BKK