Vergan­gene Woche haben das Aktions­bünd­nis Patien­ten­si­cher­heit (APS) und der Verband der Ersatz­kas­sen (vdek) zusam­men mit Autor Prof. Dr. Matthias Schrappe von der Univer­si­tät Köln das „Weißbuch Patien­ten­si­cher­heit“ in Berlin vorge­stellt. Darin werden unter anderem ein erwei­ter­tes Verständ­nis von Patien­ten­si­cher­heit, eine Patien­ten­si­cher­heits­kul­tur in allen Einrich­tun­gen des Gesund­heits­we­sens sowie eine aktive Einbin­dung der Patien­tin­nen und Patien­ten gefor­dert, heißt es in der gemein­sa­men Presse­mit­tei­lung. Zudem stell­ten vdek und APS sieben konkrete Forde­run­gen und rufen zu einer Patien­ten­si­cher­heits­of­fen­sive auf.

Positiv betont wurde, dass sich im Bereich Patien­ten­si­cher­heit schon einiges getan habe in den vergan­ge­nen Jahren: OP-Check­lis­ten, Aktion Saubere Hände, Fehler­mel­de­sys­teme oder ein verpflich­ten­des Quali­täts­ma­nage­ment in deutschen Kranken­häu­sern seien gute Beispiele für dieses wachsende Bewusst­sein und Engage­ment. Dennoch gebe es erheb­li­chen weite­ren Verbes­se­rungs­be­darf in allen Berei­chen des Gesund­heits­we­sens. In Kranken­häu­sern verlau­fen beispiels­weise 90 bis 95 % aller Kranken­haus­be­hand­lun­gen ohne Zwischen­fälle. Bei 5 bis 10 % (ein bis zwei Millio­nen Patien­ten) pro Jahr treten dagegen „unerwünschte Ereig­nisse“ auf, von Druck­ge­schwü­ren über Fehldia­gno­sen bis hin zu schwe­ren Infek­tio­nen. Vermeid­bar wären bis zu 800.000 dieser „unerwünsch­ten Ereig­nisse“.

Die Vorsit­zende des APS, Hedwig François-Kettner, betonte, dass bei den Bemühun­gen um die Patien­ten­si­cher­heit vor allem die Patien­ten­per­spek­tive in den Mittel­punkt gestellt werden müsse. Zudem müsse Patien­ten­si­cher­heit fester Bestand­teil der Aus- und Weiter­bil­dung aller im Gesund­heits­we­sen Tätigen werden.

Ulrike Elsner, Vorstands­vor­sit­zende des vdek, hob insbe­son­dere den Handlungs­be­darf im Bereich Hygiene und Infek­ti­ons­prä­ven­tion hervor. Im Forde­rungs­pa­pier von APS und vdek finden sich hierzu Maßnah­men von einer bundes­ein­heit­li­chen Hygie­ne­richt­li­nie bis zu einer Aufklä­rungs­kam­pa­gne der Bundes­zen­trale für gesund­heit­li­che Aufklä­rung (BZgA) zur Sepsis als Notfall. Zudem forderte Elsner die verpflich­tende Einfüh­rung von einrich­tungs­über­grei­fen­den Fehler­mel­de­sys­te­men an allen Kranken­häu­sern sowie die Einbe­zie­hung der Erfah­run­gen von Patien­ten und Angehö­ri­gen durch Frage­bö­gen, um Fehler­quel­len aufzu­de­cken. Zudem sei die Einfüh­rung eines Implan­tat­e­re­gis­ters für sämtli­che Hochri­si­ko­me­di­zin­pro­dukte (etwa Herzklap­pen) längst überfäl­lig.

DKG fordert Inves­ti­ti­ons­mit­tel zur Umset­zung

Die Deutsche Kranken­haus­ge­sell­schaft (DKG) bezog anläss­lich der Vorstel­lung des Weißbu­ches Stellung zum Thema Patien­ten­si­cher­heit und war erfreut über die Feststel­lung der positi­ven Entwick­lung im Bereich Patien­ten­si­cher­heit. Sie sei Teil des verpflich­ten­den Quali­täts­ma­nage­ments in Klini­ken und werde durch eine Vielzahl von Maßnah­men wie Fehler­mel­de­sys­teme und ein Beschwer­de­ma­nage­ment reali­siert und stetig verbes­sert.

Auch im Bereich Hygiene sei viel erreicht worden. So sei beispiels­weise der Anteil von MRSA an allen Staphy­lo­coc­cus aureus-Infek­tio­nen deutsch­land­weit rückläu­fig. Gleich­zei­tig habe sich die Zahl der Hygie­ne­fach­kräfte zwischen 2010 und 2016 nahezu verdop­pelt. Hinzu kommen Kampa­gnen wie „Keine Keime“ oder „Aktion saubere Hände“, mit denen sich Klini­ken aktiv für eine verbes­serte Hygiene engagie­ren.

Kritik äußerte die DKG hinge­gen gegen­über den Kassen – von ihnen wünsche sich die DKG mehr Unter­stüt­zung bei der Förde­rung von Patien­ten­si­cher­heit. „Tatsa­che ist, wenn es um die Bereit­stel­lung der Geldmit­tel für Sicher­heits­ein­rich­tun­gen in den Kranken­häu­sern geht, stehen die Kranken­kas­sen auf der Bremse. Ob Einstel­lung von Hygie­ne­be­auf­trag­ten oder Patien­ten­be­auf­trag­ten oder der Instal­lie­rung von Fehler­mel­de­sys­te­men, überall werden nur begrenzte Mittel bereit­ge­stellt“, so der Haupt­ge­schäfts­füh­rer der DKG, Georg Baum. Schließ­lich fordere Sicher­heit Geld und Inves­ti­tio­nen. Seit Jahren ist aller­dings bekannt, dass die Länder ihrer Inves­ti­ti­ons­pflicht gegen­über den Kranken­häu­sern nicht ausrei­chend nachkom­men. Um die Forde­run­gen des Weißbu­ches also umzuset­zen, müssten die Kassen entspre­chende Ressour­cen und Mittel zu Verfü­gung stellen, betonte die DKG.

Quelle: vdek, APS, DKG