Impfschaden
Chris­toph Dörfler (rechts) im Gespräch mit Chefre­dak­teur Alexan­der Meyer-Köring Bild: Philip Schmitz

„Ich kann den Vorder­fuß nicht mehr kontrol­lie­ren“

Der erste Eindruck ist eigent­lich ein guter. Chris­toph Dörfler (38) begrüßt mich mit einem kräfti­gen Hände­druck, als wir uns in der Tür zur Redak­tion begeg­nen. Dann seine ersten Schritte den Gang hinun­ter zum Konfe­renz­raum. Ein seltsa­mer Gang, die Füße klatschen bei jedem Schritt geradezu auf dem Boden auf. „Ich kann koordi­niert mit der Ferse auftre­ten, den Vorder­fuß aber nicht mehr kontrol­lie­ren“, erzählt er mir etwas später.

Auch zittern die Hände, wenn Dörfler seinen Laptop aufklappt, um uns seine Dokumente und Arztbriefe zu zeigen. Man könnte meinen, er ist nur nervös – aber das Zittern ist ein Dauer­zu­stand gewor­den.

Dörfler hat eine Mission: gesund werden und aufklä­ren. Das sei seine Verant­wor­tung jetzt, da ein Schaden einge­tre­ten ist, den er nie und nimmer für möglich gehal­ten hat.

Er, der praxis­ori­en­tierte, pragma­ti­sche Vertrieb­ler, immer unter­wegs, sport­lich und beweg­lich, flexi­bel und entschei­dungs­freu­dig. Heute nur noch ein Schat­ten seiner selbst. Wie konnte das passie­ren?

„Einschrän­kun­gen kamen sieben Tage nach der Impfung“

Rechts­de­pe­sche: Wie geht es Ihnen und was sind Ihre Beschwer­den, Herr Dörfler?

Chris­toph Dörfler: Die Einschrän­kun­gen meiner Gesund­heit sind direkt nach der Impfung, ca. 7 Tage danach, einge­tre­ten: Zu aller erst kamen unbeschreib­li­che Schmer­zen in Wirbel­säule und Becken, welche mich über Tage hinweg nicht schla­fen ließen. Mittler­weile sind es eher die Schwie­rig­kei­ten bei der Konzen­tra­tion, zittrige Hände, unsiche­rer Gang, Kälte- und Wärmemis­si­ons­emp­fin­dun­gen an den Extre­mi­tä­ten, massi­ver Kraft­ver­lust in den Fingern und den Füßen.

Ich war sehr sport­lich, habe dreimal die Woche Badmin­ton gespielt und bin an einem Tag die Zugspitze hoch und wieder herun­ter – alles kein Problem. Heute ist es so: Spazier­gang ja, und das war es dann. Die Füße schwel­len an, werden heiss, sind zittrig und fangen an zu kribbeln – und jucken, als ob Ameisen darüber laufen.

Das sind gravie­rende Einschrän­kun­gen im Berufs­all­tag. Zum Glück habe ich eine Beschei­ni­gung bekom­men, dass ich Autofah­ren kann trotz der starken Medika­tion wegen der Nerven­schmer­zen. So kann ich inzwi­schen wieder arbei­ten, nach gut einein­halb Jahren Berufs­un­fä­hig­keit.

Nach der Impfung mit Johnson&Johnson (eine Dosis) ist das alles einge­tre­ten. Zuerst dachte ich nur, dass ein Nerv einge­klemmt ist.

An meinem Wohnort in Schro­ben­hau­sen habe ich dann Infusio­nen bekom­men gegen die Schmer­zen – das hat aber nichts gebracht. Ich wurde dann wegge­schickt mit der Begrün­dung, es sei ja eine Verbes­se­rung einge­tre­ten, wenn es nicht besser wird, soll ich halt nochmal kommen. Woher diese Aussage, auch im Arztbrief kam, ist mir nicht klar.

Mein Ortho­päde hat dann, als er mich versucht hat einzu­ren­ken, glück­li­cher­weise erkannt über der Maske, dass ein Augen­lid hängt und hat mich sofort in die Neuro­lo­gie nach Ingol­stadt geschickt. Denn er erkannte eine einsei­tige Gesicht­spa­rese.

„Anfangs­ver­dacht auf Borre­liose“

In Ingol­stadt unter­zog ich mich unter anderem einer Rücken­mark­punk­tion. Über Tage und Wochen wurde viel unter­sucht, CT vom Becken bis zum Kopf mit und ohne Kontrast­mit­tel, mehrmals, und warten auf Labor­er­geb­nisse von Blut bis Nerven­was­ser.

Dann hat man festge­stellt, um was es sich angeb­lich handelt, der Anfangs­ver­dacht lautete: Borre­liose.

Borre­liose wurde deshalb als Vorab-Diagnose gestellt, da im Nerven/Gehirn ‑wasser, welches bei der Rücken­marks­punk­tion entnom­men wird, ein erhöh­ter Borel­li­en­ti­ter erkannt wurde. Quasi Antikör­per gegen Borre­liose.

Ich habe aber immer beteu­ert, nie einen Zecken­biss erlit­ten zu haben und konnte am ganzen Körper auch keinen entde­cken.

Anhand der Rücken­marks­punk­tion, wo eben Gehirn­was­ser abgenom­men wird, wurde dann bestä­tigt, keine Anzei­chen für einen Zecken­biss, da kein Erreger nachge­wie­sen werden konnte.

Ich sollte nach weite­ren Unter­su­chun­gen dann entlas­sen werden aus der Klinik, mit der Aussage: „Das wird irgend­ein Virus sein, das wir noch nicht kennen.“

Ich habe mich aber schlecht gefühlt und vor lauter Zittern die Suppe verschüt­tet, mein Körper sagte mir, du bist nicht gesund. Mein Zimmer­nach­bar im Hospi­tal litt unter dem Guillain-Barré-Syndrom (GBS). Ich habe meine Symptome mit den seinen vergli­chen – und sie waren fast identisch.

Erst dann haben die Ärzte alle Unter­su­chungs­er­geb­nisse mit meinen Aussa­gen abgegli­chen. Und sind zur Erkennt­nis gekom­men: es ist GBS, eine Form von Polyneu­ro­pa­thie, bei der es zu Muskel­schwä­che kommt. Eine Autoim­mun­krank­heit, die ähnli­che Symptome aufweist wie die Multi­ple Sklerose (MS), aber heilbar ist.

Mittler­weile weiß ich, dass heilbar nicht heißt, es wird wieder wie vorher.

Woher der erhöhte Borel­li­en­ti­ter kam, wurde mir später von Ärzten erklärt. Genau­ge­nom­men sei es nicht verwun­der­lich, dass mein Körper Antikör­per ausge­schüt­tet hat, da er mit etwas Unbekann­tem konfron­tiert worden ist. Wenn der Körper nicht weiß was er machen soll, baut er von allen Antikör­pern, zu denen er „Baupläne“ hat, Antikör­per. So erklärte es mir eine Neuro­lo­gin.

„Ärzte in Ingol­stadt stellen Zusam­men­hang zur Impfung her“

Rechts­de­pe­sche: Es ist also ein Nerven­scha­den bei Ihnen festge­stellt worden. Und wer hat Ihnen bestä­tigt, dass es einen kausa­len Zusam­men­hang zur Covid-Impfung gibt?

Dörfler: Die Ärzte in Ingol­stadt haben in diver­sen Arztbrie­fen festge­stellt, dass ein hoher Zusam­men­hang mit der Impfung besteht. Andere Auslö­ser wurden verneint. Es hieß: eine Autoim­mun­krank­heit hat immer einen gewich­ti­gen Auslö­ser, was unter anderem eine Imfung sein kann. Es könne jede Impfung sein, aber in diesem Fall hatte ich nur diese eine Imfung erhal­ten, die eine Dosis von Johnson&Johnson.

Impfschaden
Erstma­lig wird im August 2022 ein Zusam­men­hang mit der Covid-Impfung herge­stellt Bild: Alexan­der Meyer-Köring

Weil ich beruf­lich als Vertrieb­ler soviel unter­wegs war – ich wollte das mit einem Mal erledigt haben. GBS schädigt die Nerven – da liegen irgen­wann sprich­wört­lich „die Nerven blank“.

Das Immun­sys­tem erkennt die Eiweis­struk­tur (Myelin­schicht) um die Nerven nicht mehr als körper­ei­gen an, und bekämpft sie pausen­los. So kommt es zu den Fehlrei­zun­gen und der Muskel­schwä­che. Das schaut bei mir dann aus wie ein „Enten­gang“ oder „Gicht­fin­ger“.

Rechts­de­pe­sche: Als Ihnen klar war: das muss ein Impfscha­den sein! Wie sind Sie weiter vorge­gan­gen? Haben Sie sich recht­li­chen Beistand besorgt? Hat man Sie gleich „für voll genom­men“?

Impfscha­den: „Neben­wir­kun­gen sind ja nicht erwünscht“

Dörfler: Das Thema Impfscha­den wurde viel im TV und Radio thema­ti­siert, und ich wollte es erst nicht wahrha­ben. Irgend­wann viel bei mir aber der Groschen, wo du merkst, du bist so ein Fall wie aus dem Fernse­hen. Das Problem schien mir: Neben­wir­kun­gen sind ja nicht erwünscht, das wurde ausge­blen­det.

Ich habe mich auf die Suche gemacht nach einer Kanzlei und habe über 20 auf Medizin­the­men spezia­li­sierte Anwalts­kanz­leien kontak­tiert. Von den meisten bekam ich nicht mal eine Rückmel­dung. Oder es kam sogar die Antwort: Medizin­recht ja, aber nur für Pferde!

Spezia­lis­ten für Impfrecht sind rar gesät. Dieses Thema ist fast tabu.

Impfschaden
Chris­toph Dörfler (38) Bild: Philip Schmitz

Rechts­de­pe­sche: Mit der Kanzlei Caesar-Preller aus Wiesba­den sind Sie dann fündig gewor­den. Jetzt laufen Klagen. Wie sieht es da aus?

Dörfler: Das Land Thürin­gen, in dem ich ja geimpft worden bin, sagt: Allein der Anfangs­ver­dacht, dass es sich um Borre­liose handeln könnte reicht aus, um einen Impfscha­den auszu­schlies­sen.

Auch wenn der Verdacht nicht bewie­sen werden kann. So kann kein Impfscha­den geltend gemacht werden. Als ich das gesagt bekam, war mir klar: Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, um dagegen vorzu­ge­hen. Es ist für mich eine Farce, wenn ich merke, das Insti­tut, das für meinen Impfscha­den aufkom­men soll, ist auch das Insti­tut, das Impfschä­den zulässt.

Und mitten in diesen starken Emotio­nen merkst du, dass deutsche Behör­den nur Schwarz-Weiß kennen und selbst in einer sehr dynami­schen Situa­tion, wie etwa einer Pande­mie, ebenfalls ohne Rücksicht auf Verluste, mit Schub­la­den­den­ken agieren. Ich habe Wider­spruch einge­legt.

Rechts­de­pe­sche: Wie haben in der ganzen Zeit ihr Freunde und Verwandte reagiert? Wurden Sie ernst genom­men mit Ihren Sorgen und Befürch­tun­gen? Wie haben Sie das Umfeld wahrge­nom­men?

„Viele konnten mit der Situa­tion überhaupt nicht umgehen“

Dörfler: Die haben mich gefragt, was ich damit bezwe­cken will. Einige haben mich bestärkt, weiter zu machen, weil sie auch Kontakt mit dem Gesund­heits­we­sen hatten, der sehr frustrie­rend war für sie. Der Umgang der Kranken­kasse mit mir wurde auch kriti­siert, die Tatsa­che, dass man halt nur ein Nummer ist bei der Kasse, die brav einzah­len darf. Aber wenn du was willst von denen, wird stets reser­viert darauf reagiert.

Und meine engsten Menschen sehen, dass meine Energie geschwun­den ist und sehen den körper­li­chen Abbau.

Meine Freun­din damals hat mich verlas­sen, als es mir am schlech­tes­ten ging. Zu dem Zeitpunkt drohte mir der Rollstuhl. Weil so gut wie keine Nerven­leit­ge­schwin­dig­keit mehr festge­stellt werden konnte. Dass ich überhaupt noch gehen kann, ist meinem jungen Alter geschul­det und meiner Sport­lich­keit.

Auch in der Reha-Zeit war ich viel im Sport­stu­dio, was mir auch von den Ärzten vor Ort angera­ten wurde. Ich wollte wieder Muskel­masse aufbauen. Generell sind aber alle in meinem Umfeld sehr bestürzt, manche haben sich sogar abgewen­det.

Rechts­de­pe­sche: Jetzt haben Sie drei Klagen laufen – worum handelt es sich im Einzel­nen?

Dörfler: Eine wegen Berufs­un­fä­hig­keit, eine gegen den Impfstoff­her­stel­ler auf Schadens­er­satz und die dritte läuft gegen das Land Thürin­gen, wegen der Ausschlies­sung des Impfscha­dens aufgrund des Anfangs­ver­dachts der Borre­liose. Das Land Thürin­gen soll aber für meinen Impfscha­den gerade stehen!

Rechts­de­pe­sche: Wie schauen Sie in die Zukunft, was Ihre Genesung angeht? Was wünschen Sie sich, wie soll es weiter­ge­hen?

Dörfler: Ich habe keine kommer­zi­el­len Inter­es­sen. Mir geht es um Aufklä­rung. Die meisten, die Schäden davon getra­gen haben, haben keine Kraft mehr, dagegen vorzu­ge­hen.

Du bist Betroffener/Geschädigter, musst dich im Endef­fekt um dich selber kümmern, aber auch über vieles selber infor­mie­ren, und irgend­wie nach außen hin zeigen, dass du stark bist, sonst wirst du überrollt.

Eine Unter­stüt­zung physi­scher und psychi­scher Natur ist oft nicht gegeben. Ich habe leider öfters die Erfah­rung machen müssen, dass anschei­nend das Geld fehlt oder der Wille oder einfach die Aussage kommt: Wir haben zwar eine komplette Anlage (Kneipp), aber die Kranken­kasse übernimmt Anwen­dun­gen nicht. Von da an wurde mir klar: es dreht sich immer nur alles ums Geld. Ich habe aber die Möglich­keit zu kämpfen, auch durch Unter­stüt­zung des Arbeit­ge­bers, meiner Freunde und meiner Familie.

Der Rechts­schutz hilft mir zum Glück dabei, aber auch hier muss ich zuerst in Vorleis­tung gehen. Und die Anwälte kosten gut Geld! Bis zur Verhand­lung läuft alles auf meine Kosten. Und das ist das, was die meisten Leute abschreckt, sich zu wehren.

Ich habe akzep­tiert, dass ich einige Sachen in meinem Leben wahrschein­lich nicht mehr machen kann. Sport, den ich vorher gemacht habe zum Beispiel. Wie stark die Einschrän­kun­gen in Zukunft sein werden, kann ich noch nicht sagen.

„Ich wünsche mir politi­sche Aufar­bei­tung“

Rechts­de­pe­sche: Haben Sie Forde­run­gen an die Politik?

Dörfler: Von der Politik wünsche ich mir, dass hier eine gewisse Aufar­bei­tung statt­fin­det. Es wird aber wahrschein­lich keine Aufar­bei­tung geben, weil es bestimmt Profi­teure gab. Ich denke da nur an die Masken­af­färe. Da hört man nichts mehr von, es verläuft im Sand.

Ich bin maßlos enttäuscht, wie hier mit dem ganzen Thema umgegan­gen wird. Es wird viel um den heißen Brei herum geredet, kein Schul­di­ger wird genannt werden.

Der ganze Umgang, ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen, mit der Pande­mie ist mehr als fragwür­dig, und wirft für mich immer noch mehr Fragen als Antwor­ten auf.

Bis hier mal Fehler einge­räumt werden, das kann lange dauern oder wird nie passie­ren. Das ist sehr, sehr schade und die Leittra­gen­den sind die sogenann­ten Kolla­te­ral­schä­den.

Rechts­de­pe­sche: Vielen Dank für das Gespräch und gute Genesung wünschen wir!