Psycho-neuro-immunologie
Alles hängt mitein­an­der zusam­men – so sieht es die Psycho­neu­ro­im­mu­no­lo­gie Bild: Alexan­der Meyer-Köring

#1: Was versteht man unter Psycho-Neuro-Immuno­lo­gie?

Das Forschungs­ge­biet der Psycho-Neuro-Immuno­lo­gie befasst sich mit dem Zusam­men­spiel zwischen der Psyche, des Nerven­sys­tems und des Immun­sys­tems.

Erstma­lig aufge­tre­ten ist das Phäno­men dieser Wechsel­wir­kung im Jahr 1878, als der Medizi­ner Louis Pasteur feststellte, dass Hühner infek­ti­ons­an­fäl­li­ger sind, wenn sie unter hohem Stress stehen. Fast ein Jahrhun­dert später wies der ameri­ka­ni­sche Psycho­loge Robert Ader die Zusam­men­ar­beit des Nerven­sys­tems mit dem Immun­sy­tem nach.

Die Boten­stoffe des Nerven­sys­tems wirken auf die des Immun­sys­tems ein und umgekehrt. Positive und negative psychi­sche Prozesse wirken sich daher nachweis­lich auf die Gesund­heit des mensch­li­chen Körpers aus.

#2: Wie die Psyche (negativ) auf das Immun­sys­tem wirkt

Im Mittel­punkt der Psycho-Neuro-Immuno­lo­gie steht die Wirkung von Stress auf das Immun­sys­tem.

Nachge­wie­sen ist, dass gewisse Stress­hor­mone, die Korti­kos­ter­ide, bestimmte Berei­che des Immun­sys­tems beein­flus­sen. Sie hemmen beispiels­weise die Produk­tion von Zytokin sowie die Arbeit der Lympho­zy­ten und natür­li­chen Killer­zel­len, die für die Immun­ab­wehr von entschei­den­der Bedeu­tung sind.

Was folgt ist der sogenannte „Open-Window-Effekt“. Das bedeu­tet, dass die Anfäl­lig­keit für Infek­ti­ons­krank­hei­ten steigt. Krank­heits­er­re­ger können nicht mehr ausrei­chend vom Immun­sys­tem bekämpft werden.

Neben den Infek­ti­ons­krank­hei­ten beein­flus­sen auch psychi­sche Krank­hei­ten wie Depres­sio­nen oder Angst­stö­run­gen das Immun­sys­tem. Auch ein hohes Stress­le­vel wirkt sich auf die Immun­ab­wehr­funk­tion aus:

  • Stress: Die Folgen von Stress für das Immun­sys­tem sind je nach Stress­typ unter­schied­lich, bezie­hungs­weise werden indivi­du­ell unter­schied­lich wahrge­nom­men. Tatsäch­lich können innere und äußere Stress­fak­to­ren für chroni­sche Belas­tun­gen oder Traumata sorgen, wenn der Mensch die Stress­si­tua­tion subjek­tiv als überfor­dernd oder gefähr­lich empfin­det. In diesen Fällen kann man sowohl eine allge­meine Immun­sup­pres­sion als auch Fehlfunk­tio­nen des Immun­sys­tems beobach­ten. Auf der anderen Seite sorgt aktuer Stress aber auch dafür, dass die Aktivi­tät des unspe­zi­fi­sche Immun­sys­tem gestei­gert, es also schnel­ler hochge­fah­ren wird. Dies war in der frühen Entwick­lung des Menschen eine wichtige Eigen­schaft für Kampf- oder Flucht­si­tua­tio­nen, in denen es des Häufi­ge­ren zu Verlet­zun­gen kam.
  • Depres­sion: Auch Depres­sio­nen wirken sich nach aktuel­lem Stand der Forschung unter­schied­lich auf das Immun­sys­tem aus. Man weiß bisher, dass bei einer Depres­sion die Aktivi­tät der sogenann­ten NK-Zellen, einer bestimm­ten Gruppe von Lympho­zy­ten, gehemmt wird, wodurch ein wesent­li­cher Teil des Immun­sys­tems „deakti­viert“ ist. Durch die Einnahme von Antide­pres­siva steigt die Aktivi­tät der NK-Zellen jedoch wieder an.
  • Angst: Auch die Auswir­kun­gen von Angst- oder Panik­stö­run­gen auf das Immun­sys­tem sind indivi­du­ell verschie­den. Auch hier handelt es sich überein­stim­mend um eine Verrin­ge­rung der Lympho­zy­ten-Produk­tion, wodurch es zu einer Schwä­chung des Immun­sys­tems kommt.

#3: Positive Gedan­ken führen zu gesun­dem Immun­sys­tem

Umgekehrt sorgen positive gefühle und Gedan­ken für eine bessere Funkti­ons­fä­hig­keit des Immun­sys­tems.

Hierbei geht es vor allem darum, dass durch positive und lebens­frohe Stimmun­gen negative Gefühle, Depres­sio­nen und Ängste nicht erst auftau­chen und dem Körper damit eine hohe NK-Zellen-Produk­tion ermög­licht wird.

Verschie­den Studien, unter anderem aus der HIV-Forschung, haben darge­legt, dass Krank­heits­ver­läufe durch eine selbst­si­chere, positive Lebens­ein­stel­lung deutlich verlang­samt oder abgemil­dert werden können.

Zu positi­ven psychi­schen Einfluss­fa­ko­ren zählen:

  • Optimis­mus
  • Selbst­be­wusst­sein, Selbst­wert und Selbst­wirk­sam­keit
  • Soziale Bindun­gen
  • Dankbar­keit, Fröhlich­keit, Begeis­te­rung und Stolz
  • Die Fähig­keit, verschie­dene Emotio­nen zu empfin­den und zu diffe­ren­zie­ren

#4: Was man gegen Stress tun kann

Es ist mittler­weile bekannt, dass eine gesunde Lebens­weise bei der Bewäl­ti­gung von Stress­si­tua­tio­nen hilft.

Neben ausrei­chend Schlaf- und Erholungs­pha­sen sowie der berühm­ten „Zeit für sich“ helfen aus eine gesunde Ernäh­rung und sport­li­che Betäti­gung dabei, die positi­ven Gefühle aus #3 hervor­zu­ru­fen.

Wie genau man mit Sport und richti­ger Ernäh­rung die Immun­ab­wehr anregen kann, erfah­ren Sie in den letzten Artikeln unserer Immun­sys­tem-Serie.

#5: Wo man Hilfe bekommt

Psychi­sche und körper­li­che Reaktio­nen auf Stress­si­tua­tio­nen, Angst­zu­stände oder gar Depres­sio­nen sind Ernst zu nehmen. Bei Beschwer­den, psychi­scher Überfor­de­rung oder geisti­ger Erschöpft­heit scheuen Sie sich nicht, zunächst einen Haus- oder gleich einen Facharzt aufzu­su­chen.

Außer­dem bietet die Deutsche Depres­si­ons-Hilfe die Möglich­keit, sich unter der Rufnum­mer 0800 3344533 kosten­frei zu melden, um gemein­sam nach einer Lösung zu schauen.

In ganz akuten Fällen suchen Sie bitte die nächste Notauf­nahme auf.