9.000 Pflegekräfte haben ihren Job an den Nagel gehängt.
9.000 Pflege­kräfte haben ihren Job an den Nagel gehängt. Bild: © Sergey Tolmach­yov | Dreamstime.com

Durch­ge­ar­bei­tete Wochen­en­den. Hohe Infek­ti­ons­ge­fahr. Symbo­li­scher Applaus, aber nur magere Prämien und keine nachhal­tige Verbes­se­rung der Arbeits­be­din­gun­gen. Die Zusatz­be­las­tun­gen durch die Corona­pan­de­mie schei­nen für viele Pflege­kräfte der berühmte Tropfen zu sein, der das Fass zum Überlau­fen bringt. Allein während der ersten Infek­ti­ons­welle verlie­ßen rund 9.000 Menschen den Pflege­be­ruf. Das geht aus Zahlen der Bundes­agen­tur für Arbeit hervor. Diese hatte die Bundes­tags­frak­tion der Linken angefragt.

Demnach hörten zwischen Anfang April – als die Corona-Neuin­fek­ti­ons­zah­len des Frühjahrs 2020 auf ihrem Höhepunkt angelangt waren – und Ende Juli 9.009 Mitar­bei­ter auf. Sie vertei­len sich auf 5.124 Beschäf­tigte in Kranken­häu­sern und 3.885 in der Alten­pflege. Neuere Zahlen, angesichts der zweiten und der nunmehr begon­ne­nen dritten Corona-Welle, hatte die Arbeits­agen­tur noch nicht zu bieten. In den Jahren vor der Pande­mie waren die Beschäf­tig­ten-Zahlen in beiden Sekto­ren dagegen leicht gestie­gen. Insge­samt sind in Deutsch­land rund 1,7 Millio­nen Menschen in einem Pflege­be­ruf tätig. Davon entfal­len 1,1 Millio­nen auf Kranken­häu­ser, 0,6 Millio­nen auf die Alten­pflege.

„Die Wider­stands­fä­hig­keit, der Menschen, die auf Inten­siv­sta­tio­nen arbei­ten, darf jetzt nicht unend­lich auf die Probe gestellt werden“, kommen­tierte Uwe Janssens, Präsi­dent der Inten­siv­me­di­zin­ge­sell­schaft DIVI im Gespräch mit dem Deutsch­land­funk die Zahlen. Angesichts der immer stärke­ren Verbrei­tung der Corona-Mutation B.1.1.7 rechne er schon bald mit deutlich mehr Inten­siv­pa­ti­en­ten. Denn die Mutante sei nicht nur deutlich infek­tiö­ser als die Ursprungs­va­ri­ante, sondern führe tenden­zi­ell auch zu schwe­re­ren Verläu­fen.

BDH-Vorsit­zende Müller: „Abstim­mung mit den Füßen“

„Die Corona-Krise zeigt, dass Anspruch und Wirklich­keit nach wie vor weit ausein­an­der­klaf­fen, wenn es um bessere Arbeits­be­din­gun­gen und eine bessere Bezah­lung von Pflege­kräf­ten geht. Wer aus seinem Job aussteigt und gar die Branche verlässt wie es Tausende Pflege­rin­nen und Pfleger getan haben, stimmt mit den Füßen über seine Arbeits­be­din­gun­gen ab“, resümierte die Vorsit­zende des Bundes­ver­bands Rehabi­li­ta­tion (BDH) Ilse Müller.

Laut Umfra­gen trugen 32 Prozent der Pflege­kräfte mit dem Gedan­ken, die Branche zu wechseln. „Das hätte katastro­phale Folgen für unsere Gesund­heits­ver­sor­gung“, warnte der Pflege­be­voll­mäch­tigte der Bundes­re­gie­rung, Andreas Wester­fell­haus. Alles müsse getan werden, damit es nicht dazu kommt – einschließ­lich besse­rer Vergü­tung sowie dem vom Deutschen Berufs­ver­band für Pflege­be­rufe (DBfK) gefor­der­ten Gehalt von 4.000 Euro brutto für exami­nierte Kräfte.

Quelle: tagesschau.de, deutschlandfunk.de, kobinet.de, wdr.de