Studie zur Gewalt in der Pflege
Das DIP hat die Ergeb­nisse einer Studie zur Gewalt in der Pflege vorge­legt. Bild: Marco Di Bella

Das Deutsche Insti­tut für angewandte Pflege­for­schung e.V. (DIP) in Köln hat in Koope­ra­tion mit der B. Braun-Stiftung eine Studie zur Gewalt in der Pflege entwi­ckelt. Statt­ge­fun­den hat die Befra­gung im Rahmen der 38. Fortbil­dungs­ver­an­stal­tung der B. Braun-Stiftung in Melsun­gen im Oktober 2016.

Von den rund 1.000 Teilneh­me­rin­nen und Teilneh­mern haben 402 Pflege­fach­per­so­nen und ‑schüler aus unter­schied­li­chen Einrich­tun­gen den Frage­bo­gen abgege­ben. Sie wurden zu ihren Gewalt­er­fah­run­gen in den letzten drei Monaten befragt.

Mehrheit­lich kamen die Teilneh­me­rin­nen und Teilneh­mern aus dem Bereich der Gesund­heits-und Kranken­pflege. Aber auch Alten­pfle­ger und Akten­pfle­ge­rin­nen, Gesund­heits- und Kinder­kran­ken­pfle­ger und Gesund­heits- und Kinder­kran­ken­pfle­ge­rin­nen sowie Verte­ter anderer sozia­ler Berufe nahmen an der Befra­gung teil.

Studie zur Gewalt: Derar­tige Erfah­run­gen sind Teil des Pflege­all­tags

Den Ergeb­nis­sen zufolge schei­nen Gewalt­er­fah­run­gen im Pflege­all­tag dazu zugehö­ren. In der Selbst­ein­schät­zung der Befrag­ten zum Umgang mit Gewalt­er­fah­run­gen zeigt sich, dass der Grad an Sicher­heit der Pflegen­den schwin­det, je konkre­ter die Gewalt­si­tua­tion wird und je stärker sie sich auf Patien­ten, Bewoh­ner und Pflege­be­dürf­tige bezieht.

Für die Studie wurden Pflegende zu persön­li­chen Gewalt­er­fah­run­gen in der Pflege, Angebo­ten zur Aufar­bei­tung und Präven­tion von Gewalt in ihren Einrich­tun­gen, Beurtei­lung von Aus‑, Fort-und Weiter­bil­dungs­an­ge­bo­ten und schließ­lich auch zur Selbst­ein­schät­zung im Umgang mit Gewalt­si­tua­tio­nen befragt.

Das, was als Gewalt verstan­den wird bzw. was an Gewalt­er­fah­run­gen gemacht wird, ist vielfäl­tig: Dazu zählen körper­li­che und sexuelle Gewalt, verbale Übergriffe, Medika­men­ten­miss­brauch, die Missach­tung der Privat­s­sh­päre, sowie Vernach­läs­si­gung oder finan­zi­elle Ausbeu­tung.

Keine Angebote zur Verar­bei­tung der Gewalt­er­fah­rung

Fast jeder dritte Befragte (30,8 Prozent) sagt, dass Maßnah­men gegen den Willen von Patien­ten, Bewoh­nern und Pflege­be­dürf­ti­gen alltäg­lich sind. Jeder Zehnte (1,2 Prozent „sehr häufig“/ 10,2 Prozent „eher häufig“) hat in jünge­rer Zeit konkrete Gewalt­er­fah­run­gen erlebt. Etwa die Hälfte gab an eher bzw. sehr selten Gewalt­er­fah­run­gen in den letzten drei Monaten gemacht zu haben.

Darüber hinaus zeigte sich, dass es in der Regel keine Maßnah­men in den Einrich­tun­gen gibt, um diese Gewalt­er­fah­run­gen aufzu­ar­bei­ten. Selbst in dem kleine­ren Teil an Insti­tu­tio­nen, in denen es betrieb­li­che Angebote zur Präven­tion und Aufar­bei­tung von Gewalt­er­fah­run­gen gibt, bleiben konkrete Gewalt­er­fah­run­gen zumeist unbear­bei­tet. Zugleich wird von den Befrag­ten ein großes Inter­esse an der Ausein­an­der­set­zung mit Gewalt in der Pflege in Aus‑, Fort-und Weiter­bil­dung geäußert.

In eigener Sache

Der Umgang mit Gewalt in der Pflege war auch Thema des JuraHe­alth Congres­ses 2012, welcher alljähr­lich unter der Leitung von Prof. Volker Großkopf in Köln statt­fin­det.

Unter anderem ging es dabei um freiheits­ent­zie­hende Maßnah­men – ein problem­be­haf­te­tes Thema, da man sich als Pflegen­der zwischen Freiheits­be­rau­bung und Patien­ten­schutz bewegt. Zu Gast war die damalige NRW-Gesund­heits­mi­nis­te­rin Barbara Steffens, die den JuraHe­alth Congress mit einem Grußwort eröff­nete.

Quelle: DIP