#1: Was bedeutet „Desinfektion“?
Das Ziel der Desinfektion ist es, wie der Name schon verrät, eine Infektion zu verhindern. Keime, wie Bakterien und Viren, werden mittels Desinfektionsmittel in einen Zustand versetzt, in welchem sie keine Infektion mehr auslösen können.
Im Gegensatz zur Sterilisation bewirkt die Desinfektion nur eine starke Reduzierung infektiöser Keime, sodass keine Infektionsgefahr mehr besteht. Bei der Sterilisation werden hingegen ausnahmslos alle Keime und Sporen beseitigt.
Dies ist auf der Haut jedoch nicht möglich, da hierfür zu „scharfe“ Mittel verwendet werden müssten. Sterilisiert werden im Gesundheitswesen vor allem das OP-Besteck, sowie Verbände, Handschuhe und weitere Ausrüstungsgegenstände.
Zudem werden durch die Desinfektion nur die krankheitserregenden Organismen eliminiert. Weitere, für den Menschen lebensnotwendige und nicht pathogene Bakterienstämme, werden so am Leben erhalten. Eine Sterilisation der Haut wäre für den Menschen damit sogar gefährlich.
#2: Wie wirken Desinfektionsmittel?
Bakterien, Viren und Pilze können mehrere Minuten, teilweise sogar Stunden auf der Haut überleben. Desinfektionsmittel tötet alle Keime und Erreger jedoch bereits nach wenigen Sekunden.
Sie wirken dabei denaturierend. Sie schädigen die eiweißhaltigen Strukturen der Mikroorganismen, die Lipidmembranen (zum Beispiel die Hülle der Viren) oder die Nukleinsäuren der Keime und zerstören sie somit.
Mit sogenannten Hilfsstoffen im Desinfektionsmittel gelangt der Wirkstoff auch an seinen Wirkungsort. Desinfektionsmittel müssen eine bestimmte Eindringtiefe in die Haut erreichen, um richtig wirken zu können.
Jedoch darf Desinfektionsmittel keine Wirkstoffe enthalten, die der desinfizierten Körperstelle schaden würde. Wird bei einer Operation die Wunde desinfiziert, so darf das Mittel weder die offene, noch die drumherum liegende Haut angreifen.
#3: Welche Arten von Desinfektionsmittel gibt es?
Unterschieden wird bei Desinfektionsmitteln entweder nach Inhaltsstoffen, Wirkungsweisen, Einsatzgebiet (zum Beispiel Flächen‑, Trinkwasser- oder Hautdesinfektionsmittel) und Zielorganismen. Wir haben uns in dieser Liste für letzteres entschieden:
- Begrenzt viruzide und viruzide Desinfektionsmittel: Das Viruzid ist ein Desinfektionsmittel gegen Viren. Viren mit einer Hülle, wie beispielsweise Influenza‑, Maser- oder Ebolaviren lassen sich mit einem „begrenzt viruzidem“ Desinfektionsmittel beseitigen. Diese Desinfektionsmittel enthalten bis zu 70 Prozent Ethanol oder Propanol und wirken auch gegen Bakterien mit einer Hülle. Bei Viren ohne Hülle sind hingegen die stark viruziden Mittel gefragt. Zu den Viren ohne Hülle zählt unter anderem das Magen-Darm-Virus.
- Bakterizide: Das geläufigste Bakterizid ist das Antibiotikum. Ziel eines Bakterizids ist die Schädigung der Keime bis hin zum Zelltod.
- Fungizide/Sporizide: Funghizide oder auch Antimykotika wirken gegen Pilze. Sie wirken jedoch nur gegen vorhande Pilzkulturen, nicht jedoch gegen abgelegte Sporen. Sporen sind Teile von Pilzen oder Bakterien. Sie können auch unter Extrembedingungen wie starker Hitze oder Kälte überleben. Hier kommen Sporizide zum Einsatz. Für die Haut wird ein gut verträgliches Desinfektionsmittel mit Wasserstoffperoxid verwendet. Für Sporen auf Oberflächen eignet sich Chlordioxid besser.
Hinweis: Die meisten Desinfektionsmittel wirken gegen mehrere Arten von Erregern. Dabei werden vor allem Mittel mit Peressigsäure, Natriumhypochlorid, Formaldehyd oder Ethylenoxidin verwendet.
Begrenzt viruzide Desinfektionsmittel eignen sich zudem am besten für den alltäglichen Gebrauch und sind auch in der aktuellen Coronapandemie wirksam gegen die SARS-CoV2-Viren. Starke Viruzide oder Sporizide sind eher für den Ausbruch spezieller Krankheiten, wie einem Magen-Darm-Infekt, vorbehalten.
#4: Händedesinfektion – wie mache ich es richtig?
Für eine Desinfektion der Hände ist unbedingt ein Handdesinfektionsmittel zu verwenden, nicht etwa ein Flächendesinfektionsmittel, da diese auf der Haut schwere Reizungen verursachen kann. Man sollte zum Desinfizieren von Flächen daher entweder Handschuhe tragen oder Einwegtücher verwenden.
Damit das Desinfektionsmittel auf der Haut richtig wirken kann, sollten die Hände vor der Anwendung trocken sein. Die Angaben, wie viel Desinfektionsmittel auf die Haut aufgetragen werdeb soll, ist je nach Anbieter unterschiedlich.
Im Durchschnitt empfehlen die Hersteller etwa 3 ml Desinfektionsmittel für beide Hände. Auf der Flasche ist in der Regel vermerkt, wie vielen „Pumphüben“ dies entspricht.
Um einen sicheren Schutz vor Keimen darzustellen, benötigt das Desinfektionsmittel mindestens 30 Sekunden zum Einwirken. Bei viruziden Desinfektionsmitteln kann es auch über eine Minute dauern. Während dieser Zeit sollten die Hände stets feucht bleiben. Dies gelingt durch ständiges und gründliches Aneinanderreiben der Hände mit dem Desinfektionsmittel.
Neben der Handinnenseite sollten vor allem folgende Stellen gründlich beim Desinfektionsvorgang behandelt werden:
- Handrücken und Oberseite der Finger inklusive Fingernägel
- Fingerzwischenräume
- Handgelenke und Daumen
Sind die Hände wieder trocken, so ist die Desinfektion abgeschlossen.
Übrigens: In den eigenen vier Wänden reicht zumeist ein gründliches Händewaschen aus, um Keimen, Viren und Bakterien vorzubeugen. Desinfektionsmittel sollte jedoch dann verwendet werden, wenn ein Familienmitglied oder Freund an einer ansteckenden Krankheit leidet.
#5: Welche Gefahren können durch Desinfektionsmittel auftreten?
Ein richtiger Umgang mit Desinfektionsmittel ist äußerst wichtig. Bei zu häufiger Anwendung können die Erreger gegen den Wirkstoff resistent werden.
Zu häufiges Desinfizieren kann durchaus auch zu starken Rötungen und Schwellungen auf der Haut führen. Auch zu langes Händewaschen vor der Desinfektion kann kritische Folgen haben. Die Seife reduziert den natürlichen Schutzfilm der Haut. Dadurch kann es bei zu häufigem Desinfizieren zu Irritationen und Reizungen führen.
Bei einer Unverträglichkeit von Desinfektionsmittel, beispielsweise auf der Arbeit, kann Folgendes getan werden:
- Unverzüglich zum Haut- oder Betriebsarzt gehen und auf eventuelle Allergien untersuchen lassen
- In Zukunft mildere Desinfektionsmittel verwenden, Desinfektionsmittel auf feuchter Haut vermeiden
- Hände gut eincremen oder im Extremfall mildernde Salben verschreiben lassen
- Arbeitgeber informieren und um andere Mittel bitten