Clostridioides difficile kann infektiöse Stühle verursachen
Kann infek­tiöse Stühle verur­sa­chen: Clostri­dio­ides diffi­cile (C. diffi­cile); künst­le­ri­sche Darstel­lung. Bild: Marco Di Bella/Adobe Firefly

Bereits bei einer gerin­gen Menge von Virus­par­ti­keln wird die minimale Infek­ti­ons­do­sis erreicht. Zudem begüns­tigt der fäkal-orale Übertra­gungs­weg durch den Handkon­takt mit konta­mi­nier­ten Flächen oder die orale Aufnahme virus­hal­ti­ger Tröpf­chen eine sehr rasche Infek­ti­ons­aus­brei­tung. Infek­tiöse Stühle bilden daher für Alten­heime, Kranken­häu­ser und Gemein­schafts­ein­rich­tun­gen eine beson­dere Gefah­ren­quelle mit hohem Anste­ckungs­po­ten­zial für die Patien­ten, Bewoh­ner und das Einrich­tungs­per­so­nal.

Die vorhan­de­nen patho­ge­nen Mikro­or­ga­nis­men, das sind bei Virus­in­fek­tio­nen vor allem Noro‑, Rota- oder Adeno­vi­ren und bei bakte­ri­el­len Infek­tio­nen haupt­säch­lich Campy­lo­bac­ter, Salmo­nel­len, EHEC-Keime oder Clostri­dio­ides (früher Clostri­dium) diffi­cile, bergen das Risiko schwer­wie­gen­der Infek­ti­ons­aus­brü­che in medizi­ni­schen Einrich­tun­gen. Dies stellt insbe­son­dere für bereits geschwächte Patien­ten, aber auch für das medizi­ni­sche Perso­nal und die öffent­li­che Gesund­heit ein signi­fi­kan­tes Risiko dar.

Die Übertra­gung der vorge­nann­ten Krank­heits­er­re­ger über konta­mi­nierte Stühle ist ein kriti­scher Pfad, der einge­hende Unter­su­chun­gen und spezi­fi­sche Maßnah­men erfor­dert. Diese Heraus­for­de­rung wirft eine Vielzahl von Fragen auf, die von der Infek­ti­ons­prä­ven­tion bis hin zur optima­len Gestal­tung des Patien­ten­um­fel­des reichen.

Für den Infek­ti­ons­schutz ist es zunächst entschei­dend, den Übertra­gungs­weg zu identi­fi­zie­ren, damit die sach- und situa­ti­ons­ge­rech­ten Infek­ti­ons­schutz­maß­nah­men getrof­fen werden können und ein Maximum an Präven­tion und Schutz für die Patien­ten als auch das Perso­nal erzielt werden kann.

Die detail­lierte Betrach­tung der Mikro­bio­lo­gie infek­tiö­ser Stühle ergibt, dass insbe­son­dere bei Langzeit­pa­ti­en­ten im Kranken­haus oder Alten­heim­be­woh­nern, die mit Antibio­tika behan­delt werden, eine Infek­tion mit Clostri­dio­ides diffi­cile wahrschein­lich ist. Das Robert Koch-Insti­tut infor­miert regel­mä­ßig in seinem epide­mio­lo­gi­schen Bulle­tin über die Präva­lenz des bedeu­tends­ten bakte­ri­el­len Erregers infek­tiö­ser nosoko­mia­ler Diarrhöen.[1]

Der Problem­keim Clostri­dio­ides (C. diffi­cile)

Clostri­dio­ides (C. diffi­cile) ist ein anaerob wachsen­des, grampo­si­ti­ves Stäbchen­bak­te­rium, dessen Sporen sehr umwelt­re­sis­tent gegen Hitze und Austrock­nung sind. Der Erreger besitzt die Fähig­keit zur Bildung aeroto­le­ran­ter Sporen. Nicht-sporo­zid-wirksame Desin­fek­ti­ons­mit­tel vermö­gen die Weiter­ver­brei­tung nicht zu verhin­dern.

C. diffi­cile verur­sacht etwa 15 bis 20 Prozent der antibio­ti­ka­as­so­zi­ier­ten Durch­fall­erkran­kun­gen und mehr als 95 Prozent der Fälle von pseudo­mem­bra­nö­ser Kolitis. Vor allem bei älteren und immun­ge­schwäch­ten Patien­ten sind schwere Verläufe zu beobach­ten.

Bei einem von 100 antibio­tisch behan­del­ten Patien­ten kann eine C.-difficile-Infektion (CDI) auftre­ten. Die Infek­ti­ons­fälle werden zum überwie­gen­den Teil in Kranken­häu­sern beobach­tet, wobei vermu­tet wird, dass dies auf den dort verstärk­ten Einsatz von Breit­spek­trum-Antibio­tika und die länge­ren Antibio­ti­ka­the­ra­pien zurück­zu­füh­ren ist.

Seit dem Jahr 2003 wird weltweit nicht nur eine Zunahme der Inzidenz, sondern auch der Schwere der C.-difficile-Infektionen berich­tet.[2]

Eine Analyse der Entlas­sungs­dia­gno­sen in Deutsch­land zeigt einen Anstieg der C.-difficile-Infektionen von 7 auf 39 Fälle pro 100.000 statio­nä­ren Patien­ten zwischen den Jahren 2000 und 2004 und eine weitere Verdop­pe­lung der Fallzah­len zwischen den Jahren 2004 und 2006.[3]

Klini­sche Konse­quen­zen

Da die sympto­ma­ti­schen Patien­ten große Mengen von Bakterien/Sporen mit ihrem flüssi­gen Stuhl ausschei­den, wird seit gerau­mer Zeit unter­sucht, wie infek­tiöse Stühle die Patien­ten, insbe­son­dere solche mit Immun­schwä­che, beein­flus­sen.

Die Wissen­schaft­ler betrach­ten die Präva­lenz nosoko­mia­ler Infek­tio­nen bei verlän­ger­ten Kranken­haus­auf­ent­hal­ten und die hierdurch bewirk­ten zusätz­li­chen Gesund­heits­kos­ten sowie die Rolle infek­tiö­ser Stühle bei der Verbrei­tung von Krank­heits­er­re­gern in der Bevöl­ke­rung.

Präven­ti­ons­stra­te­gien

Entspre­chend den Vorga­ben des Europäi­schen Zentrum für die Präven­tion und die Kontrolle von Krank­hei­ten (ECDC) sollte jede gesund­heits­ver­sor­gende Einrich­tung über ein Überwa­chungs­sys­tem für Erkran­kun­gen durch C. diffi­cile verfü­gen, denn nur so können Ausbrü­che zeitge­recht erkannt und vermeid­bare Infek­tio­nen durch geeig­nete Präven­ti­ons­maß­nah­men verhin­dert werden.

Zur Präven­tion sind

  • in den betrof­fe­nen Berei­chen zur Reini­gung und Desin­fek­tion von Flächen sporo­zide Desin­fek­ti­ons­mit­tel zu verwen­den,
  • Einzel­un­ter­brin­gun­gen der Patien­ten mit eigener Nasszelle vorzu­neh­men,
  • effek­tive Reini­gungs­pro­to­kolle zu erstel­len,
  • sach- und fachge­rechte Hygie­ne­maß­nah­men zu ergrei­fen (hygie­ni­sche Hände­des­in­fek­tion, gründ­li­ches Hände­wa­schen, Handschuh­pflege),
  • Schulun­gen für das medizi­ni­sche Perso­nal anzubie­ten,
  • und geeig­nete Techno­lo­gien zur Reduzie­rung der Konta­mi­na­tion in die infek­ti­ons­prä­ven­ti­ven Prozesse imple­men­tie­ren.

Forschung und Zukunft

Die Forschung in diesem Bereich ist umfang­reich und sollte weiter voran­ge­trie­ben werden. Angesichts des demogra­fi­schen Wandels, der Zunahme von Antibio­ti­ka­the­ra­pien und dem daraus resul­tie­ren­den poten­zi­el­len C.-difficile-Infektionen, insbe­son­dere im Kontext des Pflege­not­stands, wird in Zukunft eine immer größer werdende Heraus­for­de­rung darstel­len.

In den Entwick­lungs- und Anwen­dungs­be­rei­chen der Medizin­pro­dukte ist das Verständ­nis für diese Proble­ma­tik mittler­weile geschärft, sodass funktio­nelle Hilfs­mit­tel zur Eindäm­mung der Konta­mi­na­tion immer stärker in den Fokus rücken.

Eine innova­tive Lösung zur Infek­ti­ons­prä­ven­tion durch infek­tiöse Stühle bietet der Herstel­ler Advan­ced Medical Balloons GmbH mit der Hygh-tec® basic-plus Stuhl­drai­nage, die mit einem neuar­ti­gen trans­a­na­len Dichtungs­prin­zip ausge­stat­tet ist, dass den Bewegun­gen des Schließ­mus­kels und des Patien­ten folgt. Die elasti­sche Verform­bar­keit des Schaft­schlau­ches verspricht eine optimale Dichtig­keit, so dass Konta­mi­nie­run­gen im patien­ten­na­hen Umfeld weitge­hend vermie­den werden.

Infek­tiöse Stühle: Ein Fazit

Die Proble­ma­tik von infek­tiö­sen Stühlen in Klini­ken und Pflege­ein­rich­tun­gen erfor­dert eine multi­dis­zi­pli­näre Heran­ge­hens­weise, damit effek­tive Präven­ti­ons­stra­te­gien entwi­ckelt werden können. Vertiefte Ursachen­ana­ly­sen, das Erfas­sen der Übertra­gungs­wege und klini­schen Konse­quen­zen, sowie der Einsatz adäqua­ter Hilfs­mit­tel, können einen Beitrag zur Verbes­se­rung der Patien­ten­si­cher­heit und der allge­mei­nen Infek­ti­ons­kon­trolle in klini­schen Einrich­tun­gen leisten.

Mike Becker

Quellen:

  1. Berger FK, Mellmann A, von Müller L, Gärtner B: Aktuelle moleku­lare Epide­mio­lo­gie und Antibio­tika- resis­ten­zen von Clostri­dio­ides diffi­cile in Deutsch­land im Jahr 2022. Epid Bull 2023;15:3–8 | DOI 10.25646/11194.
  2. Kuijper EJ, Coignard B and Tull P: Emergence of Clostri­dium diffi­cile-associa­ted disease in North America and Europe. Clin Micro­biol Infect 2006; 12 Suppl 6:2–18.
  3. Vonberg E.J. et al.: Infec­tion control measu­res to limit the spread of Clostri­dium diffi­cile. Clin Micro­biol Infect 2008. 14 Suppl 5 :2–20.